Bunte Flecken in Weißrussland
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Weißrussland – das Land zwischen Polen und Russland, Litauen und der Ukraine – nimmt auf der politischen Landkarte Europas eine ungewöhnliche Position ein. In der deutschen Öffentlichkeit herrscht in Bezug auf die 1991 gegründete Republik Belarus sogar Unklarheit darüber, wie Land und Leute zu benennen sind. Unterschiedliche Begriffe wie „weißrussisch“, „weißruthenisch“, „belarusisch“, „belarussisch“ und „belorussisch“ haben Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Die Ursache dafür liegt in der weißrussischen Geschichte begründet, in der nicht nur Katastrophen wie verheerende Kriege, der stalinistische Terror, der nationalsozialistische Holocaust und der atomare Niederschlag von Tschernobyl eine Rolle gespielt haben, sondern zahlreiche Herrschafts- und Regimewechsel zu verzeichnen sind, die mit Polonisierungs- und Russifizierungsprozessen einhergingen. Dazu zählten das Kiewer Reich, das Großfürstentum Litauen, die polnische Adelsrepublik, das russische Zarenreich, die Zweite Polnische Republik und die Sowjetunion – entsprechend kompliziert erscheint die ethnische und kulturelle Verortung einer Bevölkerung, die sich im Laufe der Geschichte neben den Weißrussen aus Litauern, Tataren, Ukrainern, Russen und Juden zusammensetzte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die „letzte Diktatur Europas“ noch als ein „weißer Fleck“ dar, den es mit Farbe zu füllen gilt. Im vorliegenden Sammelband befassen sich historische Essays, kulturwissenschaftliche Analysen und journalistische Reportagen mit bislang unbekannten Aspekten dieses Landes auf seinem schwierigen Weg nach Europa.