Kritik an Stefan Welzk: Leipzig 1968
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Als ich Ende 1972/Anfang 1973 erfuhr, dass Lothar Hill sich der Stasi verpflichtet hatte, C. F. von Weizsäcker zu bespitzeln, und ich darauf bestand, dass er sich von Weizsäcker offenbare, war er bei diesem und verließ am nächsten Tag das Institut. Weizsäckers Verhalten Stefan Welzk gegenüber wurde kühl. Und Welzks Verhalten mir gegenüber wurde feindselig. Heute schreibt Welzk, ich hätte damals meine Haftkameraden als „mies und charakterlich verfallen“ geschildert. Das ist unwahr, und die Beweislast trägt hier Stefan Welzk. Ein erster Höhepunkt der Welzkschen Verleumdungskampagne war sein vergeblicher Versuch, mich 1983 unter Berufung auf das DDR-Psychiatrieurteil wieder in der Psychiatrie unterbringen zu lassen. Als ich schließlich „Das Verhör“ schrieb, setzte Welzk alles daran, das Buch nicht erscheinen zu lassen. Beispielsweise erschien er mit mehreren ehemaligen Stasihäftlingen bei Gauck und verlangte, dass dieser die an mich herausgegebenen Stasiunterlagen zurückverlange. Die Gauckbehörde beauftragte Herrn Kräfft mit der Prüfung meines Manuskriptes an Hand der Unterlagen der Gauckbehörde. Dieser kam zum Ergebnis, dass mein Manuskript keine Fehler enthält. Welzk schrieb mehrfach im Namen der Stasihäftlinge an den Sächsischen LBStU, wobei der Brief nur von ihm unterschrieben wurde, sonst aber von keinem der ehemaligen Häftlinge. Der Sächsische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Dr. Thomas Giesen, holte mir die Briefe von Welzk u. a. an den LStU, den Justizminister Steffen Heitmann und den Sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf in Kopie heraus, etwa 200 Briefe. Hieraus kann ich schließen, was Welzk so alles meinen früheren Freunden erzählt haben muss und weiß nun, was es bedeutet, eine Person zu zersetzen. „Das Verhör“ erschien dennoch, nach einem knappen Jahr in zweiter Auflage. Ich empfehle jedem, dieses Buch und das von Welzk zu vergleichen. Wichtig dabei ist, dass „Das Verhör“ eine Vielzahl von Belegen aus den Verhörsprotokollen der Stasi enthält, Welzks Buch aber kein einziges Zitat daraus. Bei Welzks Datumsangaben in seinem Buch ist Vorsicht geboten. Sein politisches Programm habe er seinen Freunden 1967 geboten, schreibt er. Tatsächlich unterbreitete er es uns erst im Frühjahr 1968. Lothar Hill offenbarte seine Spitzelanwerbung nicht erst zwei Jahre nach seiner Abschiebung in den Westen, sondern viel früher. Als Annerose und Karlheinz Niendorf Weihnachten 1974 nach München ausreisen durften, hatte mir von Weizsäcker schon zwei Jahre zuvor eine Stelle bei Meyer-Abich in Essen besorgt, und ich wohnte länger als ein Jahr in Mülheim/Ruhr. All diese Zeitdifferenzen sind wichtig, weil sie Welzks inhaltliche Ausführungen Lügen strafen, wie ich noch darlegen werde. Stefan Welzks Buch steht an mehr als 50 Stellen im Widerspuch zur Wahrheit. Dies werde ich im einzelnen dartun. Dietrich Koch