Das Motiv des Straflagers in der russischen Literatur der Postmoderne
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Die Darstellung des Straflagers hat in der russischen Literatur eine lange Tradition, die im 20. Jahrhundert mit den Erinnerungen der Gulag-Opfer ihre berühmteste Ausprägung findet. Seit den 1980er Jahren entstand das Interesse der Postmoderne am Lagermotiv. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die grundsätzliche Frage, wie sich ein literarischer Topos verändert, wenn er in der Auseinandersetzung mit der älteren Lagerliteratur in einen neuen stilistischen und ästhetischen Kontext transponiert wird. In detaillierten Analysen von drei exemplarischen Texten, Dovlatovs „Zone“, Sorokins „Ein Monat in Dachau“ und Makanins „Der Buchstabe A“, werden, gestützt auf das Instrumentarium poststrukturalistischer Philosophie, Spielarten postmoderner Lagerprosa herausgearbeitet. Das Lager, kein Inbegriff des Bösen mehr, erscheint als Entwurf einer imaginären Welt von geradezu auratischer Wirkung. Gewalt wird ästhetisiert, Alltag theatralisiert, die Forderung nach Authentizität und die Frage nach Sinn und Werten entziehen sich ebenso eindeutiger Bestimmbarkeit wie die Position der Erzählinstanz und das Verhältnis von Autor und Erzähler.