Weiterentwicklung der soziologischen und psychologischen Gewaltforschung am Beispiel des Genozids in Ruanda: Täter-Opfer-Beobachter-Helfer-Perspektive
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Die vorliegende sozialwissenschaftliche Studie thematisiert die Weiterentwicklung der soziologischen und psychologischen Gewaltforschung am Beispiel des Genozids in Ruanda. Dafür entwickelte die Autorin Johanna Groß ein prägnantes Vier-Rollen-Modell der Gewalt (Täter/Opfer/Beobachter/Helfer). Dieses Modell erlaubt es, Gewalttaten zu analysieren und eröffnet Möglichkeiten, bei der Gewaltprävention und der Aufklärung von Gewalttaten zu unterstützen. Den theoretischen Hintergrund des Modells bildet eine Analyse soziologischer und psychologischer Forschungsansätze zur Gewalt, wie z. B. die acht Stufen des Genozids nach G. Stanton, aber auch Ansätze, die nicht explizit die Gewalt thematisieren, um einen interdisziplinären Forschungsansatz zu gewährleisten. Darauf aufbauend wird im Hauptteil der Studie das Vier-Rollen-Modell am Beispiel des Genozids in Ruanda entwickelt, darauf angewendet und schließlich auf aktuelle Fälle weiterer Gewaltformen übertragen. Ob Verhinderung, Ausführung oder Aufklärung von Gewalttaten – das Vier-Rollen-Modell ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf jegliche Gewaltform und erlaubt darüber hinaus Perspektivwechsel zwischen Tätern, Opfern, Beobachtern und Helfern. Daraus lassen sich die Anforderungen an die Aufarbeitung des Genozids in Ruanda ableiten; es können aber auch weitere Gewaltphänomene wie z. B. Cyber-Mobbing oder Jugendgewalt kritisch analysiert werden. Die Studie leistet damit einen Beitrag zur Gewaltforschung in den Bereichen Aufklärung, Prävention und Intervention.