Aufzeichnungen
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Stilistisch betrachtet bedarf die Sprache Benders keiner weitschweifigen Metaphorik, um auf des Pudels Kern zu kommen. Faktische Zurückhaltung und anteilnehmende Distanz scheinen seine Losung zu sein, sei es, ob es sich auf Reisen oder daheim um Kunst, Musik oder Literatur handelt. Joachim Rönneper Was den Eindruck von hingeworfenen Notizen macht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ausgefeiltes und hintergründiges Konzept, sich, vielleicht aus Gründen des 'hohen' Alters, dem Verfassen einer Erzählung oder eines Romans zu entziehen, ohne aufs Erzählen ganz verzichten zu müssen. Denn erzählt wird vieles, was über die Beschreibung dessen hinausgeht, was sich aus dem Alltag herausstreckt. Zwar räsonniert Bender immer wieder über sich selbst, darüber hinaus aber interessieren ihn vor allem die anderen. Wie wirken sie auf ihn, wie wirkt er auf sie? Alain Claude Sulzer Kein Wichtigtuer in eigener Sache, kein eitles Brillantfeuerwerk, kein dröhnender Zeitzeuge inszeniert da seine Auftritte. Der Autor Hans Bender, der einst mit Romanen begonnen hat, der mit seinen Erzählungen und Kurzgeschichten Maßstäbe setzte, ist in den Aufzeichnungen vor allem darauf bedacht, sich selbst zu entsprechen, in der Wahl oder beim finden seiner Sujets wie in ihrer Darbietung. Geschwätzigkeit ist ihm zuwider, Genauigkeit strebt er an. Wolfgang Werth Aus den Aufzeichnungen solle, so hat Bender einmal geschrieben, 'die eigene Stimme' sprechen: 'die Erfahrung, der Gedanke, die Einsicht', und sie sollten die 'Konzentration eines Gedichts erzielen': 'ohne dessen Stilgebärde, dessen Angestrengtsein oder gar dessen Schmuck'. So präsentieren sie sich auch; gradlinig, bestimmt und – sanft. Viele von ihnen sprechen von Literatur und, untrennbar für Bender mit ihr verbunden, von Leben mit Literatur. Heinz Ludwig Arnold Der Lügner, mag er noch so brillant sein, hat mit Aufzeichnungen keine Chance, das Publikum hat eine feine Nase und würde ihn erschnuppern. Er sollte im Fiktiven bleiben. Aufzeichnungen dagegen leben von der Ehrlichkeit, und Ehrlichkeit braucht Mut. Und wenn ein Mensch wie Hans Bender, dieser Ausbund an Zartheit und Empfindsamkeit, etwa den Mut aufbringt, zu seinen vielerlei Ängsten zu stehen – der Angst vor den Mitmenschen, vor dem Alter, vor dem Tod usw. – dann lässt sich nur eines sagen: er verdient seinen Ruhm. Barbara König