Entscheidung für Europa
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Gehört die Türkei zu Europa? Will sie zu Europa gehören? Seit den Gezi-Protesten des Jahres 2013, die sich zu einer landesweiten Bewegung gegen die islamisch-konservative Regierungspartei AKP unter der Führung des autokratischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan ausweiteten, wird die Frage wieder intensiv diskutiert. Sümeyra Kaya zeigt in einer umfassenden Analyse türkischer Quellen, dass diese Diskussion eine lange Vorgeschichte hat. In den 1950er Jahren entwickelte sich in der Türkei eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Philosophie des Staatsgründers Kemal Atatürk. Sie führte zu einer bewussten Hinwendung zu Europa, die auch die Grundlage für den türkischen Antrag auf Assoziierung mit der EWG im Jahr 1959 bildete. Die gegenwärtige Europapolitik der Türkei steht grundsätzlich in der Tradition des in den 1950er Jahren erreichten Konsenses über politische Ziele und nationale Identität. Gleichzeitig gefährdet Erdogans Streben nach Festigung der eigenen Macht ihren Erfolg.