Licht und Lüge
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Das « Siècle des Lumières », das hier geschildert wird, hat Probleme aufgewiesen, die auch heute noch Probleme sind. Gedankenfreiheit wird auf dem Globus sehr unterschiedlich erlaubt oder bekämpft, Gemeingut ist sie nicht. Bildung ist so ungleich verteilt wie die Vermögen, die Macht verleihen. Gelöst hat die Aufklärung keines der Probleme, die sie kritisch untersucht hat. Aber sie hat Mut gemacht, sich um Lösungen zu bemühen. Der Dorfgeistliche, der gegen Kirche und Adel aufmuckt und sich als Atheist bekennt, eröffnet ein Zeitalter, das nichts mehr ungeprüft hinnehmen wird, das die Herrschaft der Lüge überführen, Licht in die bestehende oder die absichtsvoll erzeugte Dunkelheit bringen will. Wenn 1789 in der „Erklärung der Menschenrechte“ die Gleichheit aller Menschen gefordert wird, so musste doch vorher geklärt werden, was denn die freien Individuen sind, die sich hier zu einer Gesellschaft der Gleichen zusammentun sollen. Da diese Frage nicht leicht zu klären ist, stellt sich die Aufklärung trotz gemeinsamer Grundlage nicht als einheitliche Denkrichtung dar. Sie ist ein Zeitalter der Auseinandersetzung, des Widerspruchs. Die Aufklärer brauchten sich nur umzusehen, um zu erfahren, was Widerspruch herausfordern musste. Daher spricht dieses Buch nicht nur von ihren Theorien, sondern auch von ihrer Lebenswirklichkeit; Denken und Leben sind nicht zu trennen.