Aloys Georg Fleischmann
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Andreas Pernpeintner legt hier die erste deutschsprachige Monographie zum Leben und Werk des deutsch-irischen Komponisten und Musikpädagogen Aloys Georg Fleischmann (1880–1964) vor. Fleischmann, Rheinberger-Schüler, war im Hauptberuf Kirchenmusiker – zunächst in seinem Heimatort Dachau, ab 1906 als Domkapellmeister in Cork. In seinem Leben und Wirken manifestieren sich zentrale Ereignisse in zwei Staaten: Ohne die irische Katholikenemanzipation, ohne die Internierung der auf den britischen Inseln lebenden Deutschen während des Ersten Weltkriegs und ohne die deutsche Inflation nach dem Krieg wäre Fleischmanns europäische Biographie nicht erklärbar. Fleischmanns Bedeutung für die irische Musik liegt zuvorderst in seiner musikpädagogischen Arbeit begründet: Als Leiter seines Knaben-Domchors schuf er landesweit hohe Aufführungsstandards für Kirchenmusik. Er bildete unzählige Priester musikalisch aus. Mit seinem Sohn Aloys Fleischmann d. J., Professor für Musik an der Universität Cork, und Seán Ó Riada, der Ikone der irischen Musik, waren die bedeutendsten irischen Komponisten des 20. Jahrhunderts Schüler Fleischmanns. In seiner Konzeption für die Dachauer Musikschule für Orchesterinstrumente von 1905 wiederum wird Fleischmann als fortschrittlicher pädagogischer Methodiker greifbar. Fleischmann komponierte 585 Werke: Insbesondere seine Lieder brauchen den Vergleich mit den Kompositionen berühmter Zeitgenossen nicht zu scheuen. Sein Weihnachtsspiel Die Nacht der Wunder von 1905 repräsentiert eine moderne Form des Musiktheaters. Es ergibt sich das Bild eines Gesamtschaffens, das durch zwei unterschiedliche Kulturkreise geprägt, insgesamt jedoch in der deutschen Spätromantik und der klassischen Moderne verwurzelt ist. Viele Kompositionen Fleischmanns zeigen exemplarisch, welch qualitative Musik es unterhalb der gut erforschten Ebene der berühmten Komponisten zu entdecken gibt. Damit eröffnet die Betrachtung Fleischmanns einen Blick darauf, wie sich musikalisch-stilistische Entwicklungen auch im Schaffen unbekannterer Komponisten widerspiegeln und wie diese Komponisten ihrerseits an der Musikgeschichte aktiv mitschrieben. Das macht Fleischmanns Leben und Werk zur musikalischen Mikrogeschichte.