Phänologie
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Jedes organische Wesen ist in seiner Entwicklung abhängig von der Umgebung, an welche es gebunden erscheint, und zwar sind es die klimatischen Zustände, welche in dieser Hinsicht einen besonders mächtigen Einfluss ausüben. So konnte es denn auch nicht fehlen, daß schon in früher Zeit das Augenmerk der Naturforscher auf die erwähnte Abhängigkeit sich richtete und daß man bald daran dachte, eine fest – womöglich zahlenmäßig zu fixierende – Gesetzmäßigkeit zwischen den Entwicklungsstadien der Organismen und der ihnen entsprechenden Klimaphasen auszumitteln. In gewisser, freilich noch ganz äußerlicher Weise hatte sich schon das Altertum derartige Regeln zurecht gemacht. Die Darstellung zerfällt in drei Bestandteile. Der erste derselben ist rein geschichtlich, und es geht die Absicht hier dahin, alle früheren Versuche zu registrieren und zu beleuchten, welche rein empirisch, und ohne irgend welche theoretische Voreingenommenheit, die Bedingtheit des pflanzlichen Lebens durch meteorologische Faktoren zu erforschen strebten. Daneben sollen jedoch auch die älteren Bemühungen um das, was man exakte Phänologie nennen möchte, was aber diese Bezeichnung mehr nur dem Namen als dem Wesen nach verdient, eine Stelle finden. Die Tätigkeit eines reichen Lebens hat der Gießener Botaniker H. Hoffmann an die Lösung der vorstehend angedeuteten Aufgabe gesetzt und es lässt sich nicht leugnen, daß er zu einem Ergebnis gelangte, welchem freilich wohl nicht die entscheidende Bedeutung zukommt, die er selbst seinen Errungenschaften beizumessen geneigt war, welche unter allen Umständen aber doch einen wichtigen Durchgangspunkt in der Entwicklung der Phänologie darstellt. Hiermit wird sich die zweite Abteilung des Essays zu beschäftigen haben. In der dritten endlich soll eingegangen werden auf die rein geographische Auffassung des phänologischen Grenzproblemes, wie sie in neuester Zeit, vorwiegend Dank den Anregungen Ihnes zum Durchbruch gekommen ist. Über die Persönlichkeit dieses Mannes, in dem sich, wie man wohl sagen darf, die moderne phänologische Forschung durch Jahrzehnte hindurch konzentrierte, sowie über die Eigenart seines wissenschaftlichen Strebens erteilt vortrefflich den Aufschluß Ihnes Biographie.