Feste und Opfer für den Gott Caesar
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Die Provinz Ägypten wird weithin als ein Gebiet betrachtet, in dem der Kaiserkult aufgrund der besonderen Verwaltungsstrukturen und Gesellschaftsstrukturen und der jahrtausendealten Traditionen der ägyptischen Religion kaum Fuß fassen konnte. Als äußerer Ausdruck dieser Entwicklung gilt die Übernahme der pharaonischen Würde durch den Kaiser. Mittels einer Analyse von Kommunikationsprozessen im Ägypten der julisch-claudischen Dynastie kann die Arbeit „Opfer für den Gott Caesar“ zeigen, dass diese Sichtweise nicht der Intention der Beteiligten gerecht wird. Vielmehr erweist sich, dass der Kaiser in den Augen der römischen Verwaltung nicht zum „römischen Pharao“ wurde. Statt dessen galt der Kult in den ägyptischen Tempeln als funktionales Äquivalent des provinzialen und munizipalen Kaiserkultes, weil er die Festlichkeiten für den Kaiser in der Provinz organisierte, den Kaiser nach lokalen Traditionen ehrte und die segensreiche Bedeutung seiner Herrschaft immer neu ins Gedächtnis rief. Für den griechischsprachigen Bereich kann die Arbeit die bisher weitgehend unbekannten Vorgehensweisen bei der Einführung von Kaiserkulten in Ägypten klären. Dabei zeigt sich, dass der Kaiserkult immer einer Initiative der lokalen Eliten entsprang, die Kaiserkulte mit provinzialem und munizipalem Anspruch errichteten und dabei mit den Kaiserkulten außerhalb Ägyptens konkurrierten. Auf dieser Grundlage wird es möglich, ein neues Bild von den Strukturen und Formen des Kaiserkultes in Ägypten und seiner funktionalen Äquivalente zu zeichnen. Bemerkenswert ist, dass dabei bis in die Symbolik hinein das Bestreben zu erkennen ist, den Kaiserkult außerhalb Ägyptens zwar der Bilderwelt Ägyptens angepasst, dennoch aber inhaltlich gleichartig auf Ägypten zu übertragen.