Identitätskonstruktionen von Unternehmensfamilien
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In der Forschung zu Familienunternehmen ist die Familie, die das Unternehmen besitzt, zwar ein Definitionsmerkmal und entscheidender Faktor, der die Besonderheit der Unternehmensform hervorhebt, aber der Schwerpunkt der Fragestellungen liegt auf dem Unternehmen und wie es langfristig erfolgreich bleibt. In dieser Arbeit wurde die Perspektive gewechselt und der Fokus auf die Familie gerichtet. Durch das Eigentum an einem Unternehmen begegnen Familien besonderen Herausforderungen, die sie von anderen Familien unterscheiden und zu einer sozialen Gruppe besonderer Art werden lassen. Das gilt insbesondere dann, wenn das Unternehmen über Generationen in Familienbesitz erhalten bleiben soll. Das Unternehmen erfordert eine Positionierung der Familie im Sinne einer Abgrenzung und Bezugnahme auf das Unternehmen. So prägt das Unternehmen die Identität der Familie, ob positiv oder negativ. Zudem eröffnet das Eigentum am Unternehmen als gemeinsames Familienprojekt die Möglichkeit, eine generationenübergreifende Identität der Unternehmensfamilie zu entwickeln, die einen erweiterten Familienverband als Einheit (Wir-Gruppe) kennzeichnet. Ob Unternehmensfamilien in einem erweiterten Familienzusammenhang eine generationenübergreifende Identität konstruieren und wie dies erfolgt, wird im Rahmen dieser Arbeit unter Einsatz qualitativ-rekonstruktiver Methoden untersucht. Auf Basis von drei Familiengesprächen, die anhand der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack ausgewertet wurden, konnten folgende Muster in der Identitätskonstruktion von Unternehmensfamilien herausgearbeitet werden: Fremd- und Selbstbeschreibung als Unternehmensfamilie, Grenzziehung zwischen Familie und Unternehmen, Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit, Kommunikationsmuster, Regeln und Strukturen der Familie, gesellschaftliche Normen als Vergleichsfolie und die Bedeutung von Generationendiskursen.