Warten auf Napoleon
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Die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege brachten in Europa den Zusammenbruch des bisherigen Systems der Rekrutierung von Soldaten des Ancien Régimes mit sich. Die Grundlage für eine allgemeine Wehrpflicht, zuerst in Frankreich und dann in Preußen, wurde gelegt und damit ging die Einrichtung von Massenarmeen einher. Das Russische Reich war aber wegen seiner feudalen Strukturen und der damit einhergehenden Form der Rekrutenaushebung nicht in der Lage, das Problem der Massenarmee zu lösen, denn es fehlten ausgebildete Reservisten. Deshalb blieb dem Zarenreich im Falle von Kriegen nur ein Ausweg - die Einberufung einer Landmiliz. Erstmals wurde die Landwehr Ende 1806 mobilisiert, als nach der Zerschlagung der preußischen Truppen in Jena und Auerstedt ein Einfall Napoleons in Russland befürchtet wurde. Auch in den baltischen Gouvernements des Zarenreichs wurde eine Landmiliz eingerichtet, aus Sicht der Regierenden in einer „gefährdeten“ Region. In der Geschichtsschreibung des Baltikums wurde bisher vor allem das Jahr 1812 gründlicher untersucht, während die Landwehr von 1806-1807 kaum Beachtung fand. Ziel des vorliegenden Buches ist die Vermittlung eines möglichst ganzheitlichen Überblicks über die Vorgänge in den baltischen Gouvernements Est-, Liv- und Kurland in jenen Jahren. Genauer erforscht werden die betreffende Gesetzgebung sowie die Grundsätze der Formierung der Landmiliz, ihre Struktur und die Ergänzung der Offiziers- und Mannschaftsbestände, ihre Ausrüstung, die Ausbildung und die Teilnahme an militärischen Aktivitäten. Auch ihr Unterhalt durch freiwillige Spenden sowie die Milizdienstpflicht als militärische Belastung der Bevölkerung mitsamt den demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen wird betrachtet. Der Fließtext wird durch umfangreiches statisches Material in Form von Tabellen ergänzt, welche die Frucht der intensiven Bearbeitung von Dokumenten in estnischen, lettischen und russischen Archiven sind.