„Der Moriz Seeler muß Euch genügen, Herrschaften!“
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Traumatisiert von den Schrecken des Ersten Weltkriegs kommt Moriz Seeler, 1896 im pommerschen Greifenberg geboren, 1916 nach Berlin: als „untauglich“ vom Militär entlassen. Er beginnt zu studieren und zu schreiben. Im Kabarett „Schall und Rauch“ trägt er geschliffene Parodien auf literarische Berühmtheiten vor und macht sich damit einen Namen. Mit Hans Heinrich von Twardowski gibt er 1918 das Buch „Der rasende Pegasus“ heraus: Bosheiten über die literarische Szene Berlins. 1922 gründet Seeler die „Junge Bühne“, ein Matinee-Theater, in dem ausschließlich Uraufführungen neuer Stücke noch unbekannter Autoren gespielt werden sollen. Zur Aufführung kommen Stücke von Bertolt Brecht, Marieluise Fleißer, Hans Henny Jahnn, Carl Zuckmayer, Arnolt Bronnen und anderen. Seeler wird zudem Filmproduzent, steht hinter dem „Filmstudio 1929“, zu dem die angehenden Autoren und Regisseure Billy Wilder, Robert und Kurt Siodmak sowie Edgar Ulmer ebenso gehören wie der Kameramann Eugen Schüfftan. Mit Laien dreht man den Film „Menschen am Sonntag“ – ein Sensationserfolg, damals Avantgarde, heute ein Klassiker der Filmgeschichte. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ist für Moriz Seeler plötzlich alles vorbei. Er taucht unter. Die Emigration scheitert. Er wird verhaftet und muss Zwangsarbeit leisten. 1942 wird er nach Riga deportiert und dort vermutlich erschossen. Der „Reichsanzeiger“ gibt den 8. September 1942 als seinen Todestag an.