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"Sophie, dein Aufsatz weist Mängel auf ..."

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Korrigieren ist kein Spaziergang: Kaum ein Deutschlehrer, der in Rente geht, vergisst den Hinweis: „Das Korrigieren werde ich nicht vermissen!“ Dieser Blick ex negativo vereint auf professioneller Seite Jung wie Alt: Wer frisch vom Referendariat eine Stelle antritt, fühlt sich beim Korrigieren häufig allein gelassen. Sucht eine Norm, die sich erst im Laufe der Zeit durch Erfahrung bildet. Wie hilfreich wäre es stattdessen, von Anfang an auf deduktive Weise Korrekturaspekte zu kennen und anzuwenden! Korrekturen zu verkraften ist kein Zuckerschlecken. Kaum ein Schüler, der gerade im Fach Deutsch nicht von eigener Enttäuschung berichten kann: So viel Persönliches in den eigenen Aufsatz gelegt, so zeitaufwändig wie nie geschrieben – und dann als Kommentar einer nur ausreichenden Bewertung Allgemeinplätze wie dieser: „Sophie, Dein Aufsatz weist Mängel auf.“ Art und Umfang der Randkorrekturzeichen, vor allem aber die Sprache der Verbalbeurteilung geben vielfältig Anlass zu tiefgreifenden Störungen im sensiblen Beziehungsgefüge zwischen Lehrern und Schülern. Und tragen solchermaßen dazu bei, Schreibmotivation früh im Keim zu ersticken. Was natürlich wieder Auswirkungen auf die Korrekturfreude der Deutschlehrerinnen und -lehrer hat…. Ausgangs- und Zielpunkt dieses praxisorientierten Bandes zu Aspekten der Didaktik und Korrektur sind literarische Interpretationsaufsätze der Oberstufe. Über vielfältiges, authentisches Schülermaterial wird analysiert, was vielen Interpretationsaufsätzen fehlt. Denn typische Fehler bei Interpretationsaufsätzen liegen häufig jenseits der Inhalte, die im Unterricht vermittelt werden. Wer seinen Blick für diese Fehler auf Lehrerseite schärft, befindet sich über die Korrektur sogleich im positiven Feld der Didaktik. Dieses Feld bildet dann auch den Schwerpunkt des Bandes: Die Autoren, seit Jahren als Fachberater im Bereich der Lehrerfortbildung aktiv, entwickeln eine Didaktik der Bilder, die Schülerinnen und Schülern einprägsam zeigt, was das überhaupt sein kann – einen Text zu interpretieren. Hier liegt der eigentliche Fehler im Bereich der Didaktik: Dass von Lehrerseite stillschweigend davon ausgegangen wird, die Schüler wüssten, was es bedeutet, einen Text zu interpretieren. Genau an diesem Desiderat setzt der Band an. Der Verfasser eines guten Interpretationsaufsatzes gleicht einem überzeugenden Reiseleiter, der seine Leser durch das Gewirr von Textsymbolen sicher zum Ziel einer sinnhaften, funktionalen Deutung führt. Auf diesem Weg – vielleicht durch das antike Rom, oder entlang der literarischen Gestaltung des antiken Mythos vom blinden Ödipus – sind Abstraktionsfähigkeit, Problematisierungskompetenz und Sicherheit im Gewichten des Ausgewählten weit wichtiger, als die hundertste Wissensfußnote zu einer einzelnen antiken Säule am Wegesrand. „Schreiben heißt führen“: Dieses bewusst adressatenorientierte Leitmotiv durchzieht folgende Kapitel: I. Schreiben heißt führen – Vom idealen Interpretationsaufsatz II. „Irrungen und Wirrungen“ – Vom realen Interpretationsaufsatz III. Vom Nutzen des Düngens – Der Weg vom realen zum idealen Interpretationsaufsatz IV. „Glück malt man mit Punkten“ - Korrekturkompetenz

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ISBN
9783140252195

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2016

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