Kauroide und kauroidähnliche Siegelamulette im alten Ägypten
Autoren
Mehr zum Buch
Kauroide sind eine besondere Form von altägyptischen Siegelamuletten, die in Ägypten, Nubien, Palästina und Syrien verbreitet waren. Ihre Oberseite ist einer Kaurischnecke in unterschiedlicher Form nachgebildet und ihre Basis dekoriert. In die Untersuchung wurden etwa 3000 Stücke einbezogen, der angefügte Katalog umfasst die Kauroide aus Dresden und München. Bei bisherigen Untersuchungen zu Basismotiven von Siegelamuletten wurde eine Wechselwirkung zwischen Basismotiv und Oberseitengestaltung meist nicht beachtet. Kauroidähnliche Siegelamulette sind seit der späten 1. Zwischenzeit und dem Mittleren Reich nachweisbar. Die Blütezeit der Kauroide liegt in der 2. Zwischenzeit und in der 18. Dynastie, danach ist diese Siegelamulettform seltener belegt. Sie sind meist aus den Materialien Steatit und Fayence hergestellt, nur selten aus Halbedelsteinen. Sie können Teil von Ketten und Armbändern oder als Ring gefasst sein. Bei der Basisdekoration spielen geometrische, pflanzliche und tierische Motive die Hauptrolle, dazu kommen noch vorrangig die Namen von Königinnen und das Göttinnenkopfmotiv. Demgegenüber treten Götternamen, abgesehen von Amun-Re, sowie Namen von Königen und Privatpersonen im Vergleich zu den Skarabäen stark zurück. Darstellungen von Königen und Göttern sind ebenso kaum belegt. Diese Motivauswahl hebt den Amulettcharakter der Kauroide hervor, der auch durch die Verbindung der Kauroidform mit der weiblichen Sexualität betont wird. Die vorliegende Untersuchung belegt, dass Kauroide bestimmte Basismuster und eine weibliche Komponente bevorzugen. In Verbindung mit Siedlungen kommen größere Fundkomplexe aus den Häusern von Amarna und aus dem Palastkomplex von Malqata in Theben-West. An Tempeln weisen besonders Hathorheiligtümer zahlreiche Kauroide auf sowie die Gründungsgruben des Hatschepsuttempels in Deir el-Bahari. In Nekropolen fanden sie sich häufig in Gräbern von Mädchen und Frauen und wurden als Ringe, Halsketten, Armbänder und auch als Hüftketten getragen. Dabei sind sie meist mit Skarabäen kombiniert. Als Ergänzung wurden in die Untersuchung die Frauenstatuetten des Mittleren Reiches und der 2. Zwischenzeit mit Ketten aus Kaurimuscheln einbezogen sowie die Hüftketten aus goldenen und silbernen Kaurimuscheln, die sich bei Prinzessinnen des Mittleren Reiches sowie vereinzelt Frauen der Oberschicht der 18. Dynastie fanden.