Gottfried Benn, "Hätte ich emigrieren sollen?"
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Die Aufsatzsammlung gibt Einblicke in Zusammenhänge von Leben und Werk, die von der Germanistik bisher kaum berücksichtigt worden sind. Das gilt besonders für die Zeit um 1933. Benn musste schon vorher massive Kritik ertragen, im NS wurde er jedoch von höchster Warte wegen der „widernatürlichen Schweinereien“ in seinen Gedichten beschimpft. Und mit der „Antwort an die literarischen Emigranten“ beginnt die Topik, die seine politische Rolle in den Jahren 1933/34 bestimmt. Dabei wird übersehen, dass Benn sich nur an die „literarischen“ Emigranten wendet und die Gesamtheit der Emigration gar nicht im Auge hat. Die zeitgenössische Diskussion um einen totalen Staat bezog sich massiv auf die wirtschaftliche Lage in der Weimarer Republik, und selbst die Ärzte mussten sich mit Armut abfinden. Benn geht deswegen 1935 in die Reichswehr zurück, in eine finanziell sichere Arbeitssituation. Die Nachkriegskritik sah Benn mit einem Bein im KZ um ihn moralisch zu rechtfertigen, als sei er erst ein Anhänger des NS und dann ein Widerständler gewesen. Seit 1932 tauschte er sich mit Friedrich Wilhelm Oelze in Bremen über aktuelle politische und künstlerische Themen aus, wobei der Briefwechsel der beiden sehr oft als eine Vorstufe für Benns literarische Produktion diente.