Theatrum Mundi
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Theatrum Mundi Das ist der lateinische Begriff für „Welttheater“. Es gilt als eine Metapher für die Eitelkeit und Nichtigkeit der Welt, die in Renaissance und Barock häufig gebraucht wurde. Mit dem Vorwand der Warnung (siehe Vanitas) wurden solche Welttheater mit den verschiedensten Mitteln inszeniert. Diese Tradition der Schaustellungen hat sich über Jahrhunderte erhalten. Ein Bestandteil von Puppentheater-Programmen im 19. Jahrhundert war häufig ein „Theater im Theater“, ein „Theatrum mundi“ oder „mechanisches Welttheater“ mit bunt bemalten Figuren aus Pappe oder Blech, die auf mehreren Laufschienen über die Bühne gezogen wurden. Der Puppentheater-Direktor des 19. Jahrhunderts baute diese mechanischen Schaubühnen wie auch seine Marionetten bzw. Fantoches oft selbst und bezeichnete sich deshalb stolz als „Mechanikus“. Einige Puppenspieler bezogen das Theatrum mundi geschickt in ihre Stücke ein: „Dr. Faust. Im 5. Akt wird Fausts Höllenfahrt im Theatrum mundi dargestellt“ Als ein Vorläufer der Kino-Wochenschau ließ das Theatrum mundi die Zuschauer einen Blick in die weite Welt tun. Es war eine Maschinenkomödie im Kleinen. Die Vorstellung aktueller Ereignisse wechselte im Programm mit exotischen und lehrreich-unterhaltsamen Bildern. Panoramaähnliche Dekorationen, Licht- und Geräuscheffekte sowie rasche Verwandlungen mit Klappkulissen belebten die Darstellung von Schlachten, Jahrmärkten, biblischen und historischen Szenen, geographischen Bildern im Wandel der Jahreszeiten. Sieht man Bettags Motive, so denkt am an ein wirkliches Theater, bei welchem die handelnden Wesen durch einen sinnreichen und kunstvollen Mechanismus wie belebt auf der Bühne erscheinen. Während aber bei einem wirklichen Theater die Verwandlungen der Szenerien fast ausschließlich hinter geschlossenem Vorhang erfolgen, vollziehen sich hier die Veränderungen in stetem Gange ohne Unterbrechung der Handlung vor den Augen des Betrachters. Die Akteure agieren in freiester Weise untereinander. Kein leitender Draht, keine regierende Hand ist dabei zu sehen. Und doch ist Bettag Regiseur, Bühnenbauer, Puppenspieler und Autor seiner Stücke, die er bildlich in Szene setzt. Die Geschichten die er schreibt handeln fast immer von Eitelkeiten und Nichtigkeiten, die aber für die Akteure der Stücke von großer Wichtigkeit sind. Das Theater hält dem Zuschauer einen Spiegel vor. Und genau das tut Bettag auch mit seinen Bildthemen. Er lässt den Betrachter in einen Spiegel schauen.