Gottesklang und Fingersatz
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Beethovens 32 Klaviersonaten seien das Neue Testament der Musik, meinte einst Hans von Bülow. Damit benannte er einprägsam nicht nur den gleichsam kanonischen Rang dieser Kompositionen, sondern auch die religiöse Erwartungshaltung, die ihnen von Publikum und Interpreten entgegengebracht wurde. Das Buch stützt sich großenteils auf populäre Literatur, die zum Spielen und Hören der Sonaten anleiten will: Sonatenführer, Konzertprogramme und -kritiken, biogra-phische Notizen, Schallplattenbeihefte oder lyrische Versuche. Die Texte beleuchten überraschende, mitunter auch kuriose Details der Rezeptionsgeschichte. Mit Bibelzitaten und mystischen Begriffen, in hymnischen Äußerungen oder gar „Bekenntnissen“ präsentieren sie sich als Erbauungsliteratur. So wird die Klaviersonate, die keinerlei religiöse Signatur mitbringt, als Gottesklang vernehmbar. Das Buch beschreibt solche Religiosität, beleuchtet sie kritisch und verortet sie ansatzweise im Gotteshorizont der Gegenwart. Zehn Kapitel skizzieren für eine breitere Leserschaft Phänomene wie „Kunstreligion“ oder „Spätwerk“, richten das Augenmerk auf Interpreten wie Elly Ney, Wilhelm Kempff oder Alfred Brendel, analysieren Tondokumente aus hundert Jahren, profilieren die Sonatenhermeneutik eines Joachim Kaiser, präsentieren theologische Zugän-ge von Dietrich Bonhoeffer oder Klaus Hemmerle und thematisieren einzelne Sonaten wie „Mondschein“, „Appassionata“ oder Opus 111.