Die Kriminalistik an den Universitäten der DDR
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Als mit Senatsbeschluss von 1990 „mangels Bedarfs“ die Abwicklung der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität zu Berlin begann und eine traditionsreiche Wissenschaftsdisziplin ihr Ende fand, sprachen namhafte Experten von einem „Rückschritt in der Wissenschaftsentwicklung“. Mit gebührendem Abstand legen die Autoren nun eine detaillierte historische Abhandlung ihrer Fachdisziplin vor und leisten damit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Berliner Wissenschaftsgeschichte, sondern dokumentieren zugleich das hohe theoretische Niveau der Kriminalistik in der DDR. Erstmals wird dabei auch die wissenschaftliche Bilanz der kriminalistischen Institutionen an den Universitäten Leipzig, Halle-Wittenberg und Jena gewürdigt. Als rechtswissenschaftliche Disziplin war die Kriminalistik an die Interessen des sozialistischen Staates gebunden. Im Allgemeinen gelang es jedoch, zumindest das wissenschaftliche Instrumentarium von einer unmittelbaren Politisierung freizuhalten, was sich letztlich auch in der hohen internationalen Reputation der universitären Einrichtungen widerspiegelte. Die sowjetische Kriminalistik spielte für die DDR eine herausragende Rolle, weshalb der Kriminalistik in der Sowjetunion und ihrer Rezeption in der DDR ein eigener Abschnitt gewidmet ist. Mit Betrachtungen und Analysen zu der interdisziplinären Schriftenreihe „Kriminalistik und forensische Wissenschaften“ schließt der Band ab. Im Anhang findet sich ein Verzeichnis der Habilitationsschriften, Dissertationen und kriminalistischen Diplomarbeiten, die größtenteils an der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigt worden sind. Wenn spätere Generationen noch einmal die Frage nach der Notwendigkeit der Wissenschaft Kriminalistik an einer Universität stellen werden, könnte die Besinnung auf Gewesenes von Nutzen sein. „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Wilhelm von Humboldt