Bloß kein Mausoleum
Autoren
Mehr zum Buch
Eigentlich war dies einmal lediglich ein schlichtes Kassenbuch. Auf 400 Seiten umfasst es jetzt die Kunst- und Lebenswelt von Bernd Völkle. Da wird collagiert, gestempelt, aquarelliert und gezeichnet, manchmal entlang, manchmal entgegen der Lineatur des Buches. Man kann es auf vielerlei Arten lesen, ein Erinnerungsbuch ist es immer. Wie gegenwärtig der in Tannenkirch lebende Künstler jedoch ist, zeigt die Machart dieses Künstlerbuches, das jetzt faksimiliert wurde. Völkle ist ein Jäger von Gemeinplatz und Phrase in deutschsprachigen Tageszeitungen. Er erlegt „Silberstreifen am Horizont“, die „Kunst der Möglichkeiten“ und merkwürdige Überschriften wie „Christbäume erfreuen Zootiere“. Die Geschichten dahinter bleiben dem Leser verborgen, nicht aber Bernd Völkles Sichtweise. „Die Tiere feiern nicht Weihnachten, höchstens als Braten“, setzt er in gestempelten Buchstaben dahinter. Wenn Völkle die ausgeschnittenen Überschriften einklebt oder neu zusammenstellt und sie untereinander setzt, erinnert das manchmal an das Cadavre exquis der Surrealisten. Immer hat es jedoch mit Bernd Völkles Lebenskreis zu tun. So finden sich Fotos aus Kunstausstellungen, die am Oberrhein zu sehen waren. Und nicht selten macht der Künstler aus seinen Trouvaillen echte Bernd Völkles, indem er sie in die Form eines Quadrates, Kreuzes oder Dreieck bringt. Was ein Buch alles sein kann, macht dieses sichtbar: ein Spiel mit Typografie, Bedeutung. Da treibt jemand ernsthaft Scherz mit seiner Haupt- und Lebensaufgabe Kunst.