Nirgends gern gesehen
Autoren
Mehr zum Buch
„Woanders konnten wir nirgends hin“ Unsere Rückblicke auf die deutsch-schweizerische Grenzregion am Bodensee im 20. Jahrhundert (18 Gespräche) erschienen im Juni 2012, Ende Oktober desselben Jahres folgte dann Überall nicht zu Hause – Jüdische Schicksale im 20. Jahrhundert (10 Gespräche), beides sind Gesprächsbände, deren Texte bereits im Jahre 1985 entstanden waren. Nun legen wir mit Nirgends gern gesehen (21 Gespräche) einen dritten Gesprächsband vor, dessen Texte ebenfalls ca. 30 Jahre alt, aber noch immer fast ungealtert frisch und zumindest wie von gestern erscheinen. Es handelt sich in der Tat um eine Art Trilogie mit insgesamt 49 Gesprächen (sechs davon mit jeweils zwei Personen) und weiteren ergänzenden Beitragen in den Anhängen. In diesen 49 Gesprächen sind aber noch weitere Personen erwähnt, sodass es sich um weit mehr als 50 jüdische Schicksale handelt, die hier vor dem Vergessen bewahrt werden. In Nirgends gern gesehen beziehen sich die ersten acht Gespräche auf das jüdische Leben der ersten drei bis vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts in Konstanz und der Bodenseeregion und beinhalten zugleich Überlebensschicksale im damaligen Eretz Israel/Palästina, Argentinien und in der Schweiz. Das Gespräch mit Kurt und Lotte Thanhauser wurde bei deren Begrüßung in der Israelitischen Gemeinde Konstanz im Mai 1983 mitgeschnitten. Die folgenden 11 Gespräche enthalten verschiedene jüdische Lebensschicksale, die zunächst nichts mit Konstanz zu tun hatten, betreffen sodann jedoch die Zeit früher oder später nach dem Zweiten Weltkrieg in Konstanz. Siegfried (Sigi) Gideon ist ein wichtiger Beobachter aus der Schweiz. Ein Gespräch mit dem damaligen Landesrabbiner Dr. h. c. Nathan Peter Levinson und vier seiner Konstanzer Predigten (1984/86) in Anhang I sind als Hommage gedacht und schließen die biographischen Texte ab. Als eine Art Ergänzung sind im Anhang II Biography and History (die es in sich haben) des gerne Konstanzer gebliebenen Otto S. Leib und zwei seiner Briefe „archiviert“ sowie ein interessanter Brief von Robert Wieler von 2002. Als kleine Ergänzung zur Gesprächstext-Trilogie kann meine Schrift Jüdisches Leben und Leiden in Konstanz – 50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde 1964–2014 (Konstanz 2014) gelesen werden. Die Gespräche in Nirgends gern gesehen widerspiegeln mehr oder weniger gut das ziemlich ambivalente Lebensgefühl der überlebenden Jüdinnen und Juden im damaligen südwestlichen Westdeutschland, wo man zwar schon nicht mehr „auf gepackten Koffern“ saß, aber trotz allgemein relativ guter Erfahrungen hierzulande doch eher skeptisch in die deutsche Zukunft schaute.