Die deutsche Isaak-Judäus-Rezeption vom 13. zum 15. Jahrhundert
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Die Hauptlast der medizinischen Versorgung lag in Deutschland vom 13. bis 16. Jahrhundert in den Händen der Wundärzte. In ihrer lateinisch oder überwiegend landessprachig abgefassten Fachliteratur dokumentiert sich der medizinische Fortschritt, bilden sich innovative Textsorten aus und vollzieht sich die Rezeption arabistischer Fachtexte. Anhand der aus Kairouan stammenden, in Montecassino latinisierten Schriften von Isaak Israëli (bzw. Isaak Judäus, 850-955) lässt sich zeigen, dass deren Rezeption bei den praktischen Ärzten Deutschlands auf eine ausgesprochen judenfreundliche Haltung stieß, die über drei Jahrhunderte bis zum Ende des Mittelalters anhielt und darüber hinaus bis in die Frühe Neuzeit andauerte. Jüdische Wundärzte genossen ein so großes Ansehen, dass man sie als Zunftmeister tolerierte, als Stadtwundarzt unter Vertrag nahm, sie als Berufungsinstanz schätzte und zur Referenzwerbung nutzte. Jüdische Fachautoren erzielten eine so hohe Reputation, dass sie für Legitimations-Strategien taugten und dass man hinsichtlich jüdischer Fachtexte behaupten konnte, daz Got nie bezzerz geschuof. Die Studie stützt sich auf so weit verbreitete Texte wie Ortolfs 'Arzneibuch', bezieht darüber hinaus aber auch weniger dicht überlieferte (und oft noch nicht herausgegebene) Fachschriften ein und umreißt als Zentren der Rezeption: Niederschlesien (mit Breslau), Mährisch Schlesien (mit Troppau), Mainfranken (mit Würzburg), Gelderland, Oberschwaben und die deutschsprachige (Reichs-)Abtei Farfa in Latium.