Kunstreligion und Musik 1800 - 1900 - 2000
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„Kunstreligion“ basiert auf der Überzeugung, Kunst und insbesondere Musik schaffe – und zwar als selbständige, nicht als religiöse Kunst – eigene Wege der Erfahrung von Transzendenz und sei damit letztlich auch Offenbarung in Konkurrenz zur Religion. Das löst Faszination wie Irritation aus und klingt nach tiefem 19. Jahrhundert, nach Romantik, Wagner und Bruckner. Die Wurzeln des „Konzepts“ Kunstreligion lassen sich jedoch bis zu den Anfängen der Moderne im späteren 18. Jahrhundert zurückverfolgen. In den Blick zu nehmen sind darüber hinaus aber auch erstaunliche Verzweigungen des Phänomens im 20. und 21. Jahrhundert: von Europa bis zu den USA, vom überlieferten Gattungskanon der Kunstmusik bis zur neuen Welt des Pop. Vorabzüge, d. h. gedruckte Abzüge eines Werks vor der Herstellung und dem Vertrieb des Auflagendrucks, erlauben Rückschlüsse auf die Arbeitsweise von Brahms in diesem späten Stadium der Werkentstehung. Handschriftliche Eintragungen zeigen seine Art und Weise der kompositorischen Differenzierung und redaktionellen Vereinheitlichung des Notentextes. Die hier ausgewerteten Korrekturabzüge zum 2. Klavierkonzert op. 83 und zum 1. Streichquintett op. 88 belegen, dass kompositorische und redaktionelle Änderungen auch von der Hand eines Lektors autorisierte Anweisungen des Komponisten überliefern können. Das Buch stellt Tendenzen und standardisierte Abläufe der Arbeit von Brahms und den Beteiligten in Stecherei und Verlag dar und schließt einen Katalog sämtlicher erhaltener Vorabzüge der Werke von Brahms ein.