Fremdesland
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Fremdesland, 2006|07 Nahezu während der gesamten Dauer des DDR-Regimes kam es im Zuge von Grenzsiche- rungsmaßnahmen zu Zwangsumsiedlungen von Menschen, welche in Grenznähe wohnten. Noch bis Mitte der achtziger Jahre wurden so einige seit Jahrhunderten bestehende Dörfer entlang der Demarkationslinie „ge- schleift“, ihre Bewohner vertrieben, ihre Bauten abgerissen. Die Ortsnamen aber blieben bestehen, auf Landkarten ebenso wie in den Postleitzahlverzeichnissen der DDR. Heute muss man die Orte, die einmal Dörfer waren, oft mühsam anhand von Indizien su- chen. Im Mittelpunkt der fotografischen Arbeit stehen Landschaftsaufnahmen aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen von insgesamt zehn geschleiften Dörfern. Auf den Aufnahmen sind häufig De- tails zu erkennen, welche Rückschlüsse zu- lassen auf eine andere, vorangegangene Geschichte dieses Ortes - eine Treppe ohne Haus, eine Terrasse ohne Tür, ein einsamer Strommast im Feld. Die Fotografien werden von Zitaten aus dem „Magazin für Haus und Wohnung“ begleitet, einer in der DDR seit 1962 monatlich er- schienenen, sehr auflagenstarken Zeit- schrift mit ratgebenden Inhalten sowie geschmacksbildenden Absichten rund um das Thema des privaten Wohnens. Über das Zu- sammenspiel von Text und Bild wird die Widersprüchlichkeit der formulierten An- sprüche hinsichtlich der gelebten Realität sehr deutlich, die dieses sozialistische Regime maßgeblich mitbestimmt hat.