Weibliche Kreativität um 1800
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Der Begriff Kreativität hat gegenwärtig Hochkonjunktur. Dabei wird in der Regel wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Kreativität eine Fähigkeit darstellt, die grundsätzlich jedem Menschen – mehr oder weniger – eigen ist. Dass der vorliegende Band weibliche Kreativität um 1800 unter die Lupe nimmt, mag dagegen irritieren: Zum einen existierte in der Goethezeit der Begriff Kreativität noch gar nicht, und zum anderen entwarf die Kunsttheorie der Epoche ihre kreativitätsbezogenen Konzepte wie Originalität, Genie, Schöpfertum und Autorschaft in Bezug auf die einseitige Vorstellung vom männlichen Künstler. Dass Frauen in der Goethezeit entgegen diesen theoretischen Bestimmungen aber in unterschiedlichen künstlerischen Bereichen am Kulturschaffen der Epoche aktiv beteiligt waren und dabei sehr wohl ihre Kreativität bewiesen, zeigen die vorliegenden Beiträge. Im Spiegel zeitgenössischer und heute aktueller Kreativitätstheorien werden die künstlerischen Produkte und Ausdruckformen von Künstlerinnen – darunter Caroline Auguste Fischer, Christiane Karoline Schlegel, Ottilie von Goethe, Friederike Helene Unger, Juliana Hayn, Johanna von Weißenthurn, Sophie von La Roche, Therese Huber, Annette von Droste-Hülshoff, Luise Reichardt und Angelika Kauffmann – beleuchtet. Wie sehr der moderne Kunstbetrieb von seinen Anfängen an von gesellschaftlichen Vorstellungen vom Geschlecht dominiert war, wird dabei umso deutlicher, je mehr die unterschiedlichen ästhetischen Strategien in den Blick rücken, mit denen künstlerisch tätige Frauen um 1800 die geschlechtsbedingten Beschränkungen unterliefen, um ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen.