Inschriften von Milet
Autoren
Mehr zum Buch
Die archäologische und historische Erforschung der ionischen Metropole Milet und des zugehörigen Heiligtums in Didyma begann im letzten Jahrzehnt des 19. Jhs. Die Ausgrabungen erbrachten seither mit außerordentlich vielen fast vollständigen und noch zahlreicheren fragmentarischen Inschriften aus allen Teilepochen ein unschätzbares Quellenmaterial zur Ergänzung der literarischen Überlieferung, wie es in diesem Umfang in der antiken griechischen Staatenwelt nur noch aus Athen bekannt ist. Die neue Prosopographie erfasst listenartig erstens die aus Milet und seinem Gebiet epigraphisch bzw. literarisch bezeugten Individuen, die dort Bürger waren, zweitens die außerhalb dieser Orte bezeugten Milesier (z. B. Richter, Militärs) und drittens solche Nichtmilesier, die mit dieser Stadt maßgeblich zu tun hatten (wie z. B. Herrscher, Statthalter, Gesandte). Der so erfasste Zeitraum reicht vom 6. Jh. v. bis zum 6. Jh. n. Chr., deckt also nahezu die gesamte Antike ab. Die Personen werden mit allen sie betreffenden Belegen sowie der zugehörigen relevanten Forschungsliteratur kurz in ihrem Aktionsprofil (z. B. Amtsträger, Grabherr, Agon-Sieger, Philosoph) vorgestellt; ggf. wird auf ihre gesicherten oder vermuteten Verwandten verwiesen. Durch die Familienangehörigen in chronologisch vertikalen oder zeitgleichen Dimensionen lassen sich zum einen Netzwerke der Funktionseliten konkret fassen, zum anderen Kontinuitäten und Brüche historischer Entwicklungen der Stadt samt ihrem Umland zuverlässiger als bisher nachvollziehen. Da vergleichbare personenkundliche Grundlagenforschungen nur für Athen, Sparta, das Ptolemäerreich sowie das kaiserzeitliche Imperium Romanum vorliegen, bietet das Konvolut zu Milet eine bedeutsame Ergänzung für prosopographische und historische Studien.