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Gretchentragödien

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Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Kindsmordes im 19. Jahrhundert destillierte Marita Metz-Becker aus historischen hessischen Prozessakten. Ihre Analyse dieser Zeitdokumente vermittelt tiefe Einsichten in den Alltag und die Lebenswelten unterer Bevölkerungsschichten, insbesondere lediger Dienstmägde, die, ungewollt schwanger, offenbar keinen anderen Ausweg sahen, als das Neugeborene nach der Geburt zu töten und wegzuschaffen. Nicht selten starb die überführte Kindsmörderin – obgleich nicht zum Tode verurteilt – einsam in der Haft. Die Akten lassen deutlich werden, dass sie im Vorfeld der Tat nicht allein stand: Sie zeigen, wie das Umfeld – Partner, Nachbarn, Dienstherrschaft, Personal, Gesinde – die ungewollte Schwangerschaft miterlebte und deutete und wie Macht und Ohnmacht in den alltäglichen Interaktionen zur Verleugnung, Verdrängung und schließlich zur Tat selbst führten. Die Rolle der Medizin und der Justiz wird dabei ebenso erkennbar wie die der Kirche und der örtlichen Obrigkeiten.

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Gretchentragödien, Marita Metz Becker

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2016
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