Signaturen der Moderne
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Die Signatur, die Unterschrift des Künstlers, ist viel mehr als ein Markenzeichen und Symptom des Warenstatus des Kunstwerks: Als eines der kleinsten Zeichen liefert sie oft, bisweilen in Form einer eigenen artistischen Einlage, den Schlüssel zum ganzen Bild. Auf die tradierten Inhalte und Erscheinungsformen der Signatur hat die Kunst seit der Moderne kritisch reagiert. Die Ursachen liegen im veränderten Selbstverständnis der Künstlerinnen und Künstler, im wachsenden Konkurrenzdruck durch die großen Ausstellungen und nicht zuletzt in der inneren Verfassung des Bildes selbst. Seit Marcel Duchamps signierten Ready-mades wird aus dem Namenszeichen ein konzeptueller Faktor, der den Autor zu einer Frage der Definition macht. Die historische Bedingtheit der Signatur, ihre Untrennbarkeit von Veränderungen in der Produktion und Rezeption von Kunst, erklären auch die Entwicklung neuer Formen des Signierens wie die gestempelte, multiplizierte oder durchgestrichene Signatur, die die Autorschaft in der Schwebe halten. Erscheinen und Platzierung des Namenszeichens sind genauso aufschlussreich wie die Leerstelle. Joachim Heusinger von Waldegg geht den Veränderungen des Signaturzeichens im Detail und in wechselnden Kontexten nach und verfolgt dessen Weg von der Marginalie zur Selbstthematisierung als Sujet. Gezeigt wird, wie das Signaturzeichen – analog zu Umberto Ecos Begriff des „offenen Kunstwerks“ – in seiner Statik durch das dekonstruierende Verfahren aufgebrochen wird und in dynamische Beziehungen zur Bildstruktur und zu anderen Schriften im Bild tritt. Fast 800 Abbildungen veranschaulichen die formalen und inhaltlichen Verschiebungen in den unterschiedlichen zeitlichen und stilistischen Kontexten. Individuellen Strategien, Wandlungen und Brüchen im Werk einzelner Künstler und Künstlerinnen gilt dabei ebenso die Aufmerksamkeit wie den Variationen und Innovationen im Umgang mit dem Autorenzeichen.