OH, MEIN AUSERWÄHLTES VOLK!
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Dieser seltene und erstaunlich objektiv abgefasste Tatsachenbericht, der tiefe Einblicke in die menschliche Seele – sowohl der Opfer als auch der Täter – ermöglicht, ist ein einziges Mal und in einer geringen Auflage 1947 vom Bolyai Verlag Marosvásárhely in ungarischer Sprache herausgegeben worden. Der Autor, (Mauritius) Berner Mór (1902–1977), ein aus Neumarkt am Mieresch (Marosvásárhely / Targu Mures) deportierter Arzt, beschreibt, bereits 1945, kurz nach der Befreiung des Lagers Dachau, seine schrecklichen Monate im Lager Auschwitz-Birkenau. Er wusste zu dem Zeitpunkt bereits, dass seine mitdeportierte Frau und die drei Töchter in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Der „Bericht“ beginnt mit der Schilderung der allgemeinen Lage in Neumarkt im März 1944, als die rund siebentausend Juden der Stadt und aus dem Umland, in einer stillgelegten Ziegelei, zur Deportation zusammengetrieben wurden und setzt sich fort mit dem Transport nach Auschwitz. An der „Todesrampe“ von Auschwitz-Birkenau wurden die Familien getrennt. Die als arbeitsunfähig selektierten Alten und Mütter mit Kindern wurden umgehend in die Gaskammern, die als Waschräume getarnt waren, getrieben. Lebendigen und Toten wurden die Haare abgeschnitten, Zahnprothesen wurden rausgerissen, Brillen, Kleider und Schuhe wurden eingesammelt, sortiert und in die „Kleiderkammer“ eingelagert. An Zwillingen und jungen Frauen, an solchen die keine Lebenskraft mehr hatten, wurden grausame Experimente durchgeführt. Der Autor, selbst Arzt, entkam – wie durch ein Wunder - durch die Arbeitseinteilung in der sogenannten Kleiderkammer. Besonders ergreifend ist ein Abschnitt, in dem es um die Räumung des sogenannten Zigeunerlagers geht. Durch die 1944 massenhafte Einlieferung von überwiegend ungarischen Juden, (nach aktueller Aussage der Gedenkstättenleitung geht es um rund siebenhunderttausend ungarische Juden), entstanden regelrechte „Kapazitätsprobleme“ im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.