Turtle 1
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Die Automobilindustrie liegt in den Händen multinationaler Konzerne, deren Ziel es ist, sich mit technischer Raffinesse pausenlos zu überbieten und mit futuristischem Design die Bedürfnisse potentieller Kunden zu befriedigen. Im Bewusstsein, dass jenseits der westlichen Welt die Mehrzahl der Bevölkerung nur selten an diesen Strukturen partizipiert und darauf angewiesen ist, ihre Umgebung mitzugestalten, sind der niederländische Künstler Melle Smets und der Soziologe Joost van Onna nach Suame Magazine in Ghana gefahren. Genau hier, am südlich der Sahara gelegenen Teil Schwarzafrikas, arbeiten rund 200.000 Handwerker in einem der größten Industriegebiete, schlachten Autos aus, reparieren Fahrzeuge, verkaufen gebrauchte Ersatzteile. An diesem Ort haben Smets und van Onna in nur zwölf Wochen Turtle 1 gebaut – ein ausschließlich aus vorgefundenem Material konstruiertes Auto. Eines, das der Umgebung optimal angepasst ist, robust genug, um Klima und Straßenverhältnissen zu trotzen, einfach im Handling. Entscheidender aber als der Bau eines noch nie dagewesenen Fahrzeugs, waren den Initiatoren des Projekts Unabhängigkeit und Selbstverwaltung, mit denen sie sich von globalen wirtschaftlichen Interessen loskoppelten. Nachdem das Auto innerhalb von zwei Jahren in Afrika und den Niederlanden einen vielbeachteten Siegeszug durch Öffentlichkeit und Medien angetreten hatte, wollten Smets und van Onna vor Ort mit Turtle 1 den Grundstein für eine kleine, lokale Produktion legen. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Trotz des großen Erfolgs hatten die ghanaischen Kooperationspartner anderes im Sinn. Während die Niederländer das Recycling-Konzept vorantrieben, hatte man in Afrika tragischer Weise begonnen, an einer Luxus-Version des Autos zu bauen. Das Buch ist Teil einer umfangreichen Darstellung, die den Projektverlauf über mehrere Jahre dokumentiert und in Ausstellungen, Filmen und Apps von einer großartigen Idee erzählt.