Das erfundene Amerika

Das Kernthema dieser Promotionsarbeit ist die Suche nach einer deutschen Identität, welche sich in den Ideen und Urteilen deutscher Intellektueller über die USA widerspiegelt. Eine Grundannahme bei dieser Untersuchung ist, dass die Vereinigten Staaten von Amerika eine Projektionsfläche für Intellektuelle sind, auf der sie eine eigene Realität konstruieren. Die grundlegende theoretische Basis ist der Sozialkonstruktivismus, denn die Suche nach Identität ist immer ein psychologischer Prozess, der sich durch Interaktion mit anderen ereignet. Die hier untersuchten Interaktionen werden als Diskurse definiert, welche in modernen Gesellschaften als soziale Praktiken angewandt werden, um Akzeptanz zu erzeugen. Die Habermas-Derrida-Debatte, über die politische Renaissance Europas ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Intellektuelle in einem Diskurs eine eigene Identität durch die Exklusion der USA erfinden. Mit der vorliegenden Untersuchung wird insoweit eine Forschungslücke geschlossen, da dieser bisher in seiner Form einzigartige Diskurs bislang nicht mit der ihm zustehenden Aufmerksamkeit bedacht wurde. Einen weiteren neuen Weg beschreitet diese wissenschaftliche Arbeit auch mit einer Akzentverschiebung bei der noch in ihren Kinderschuhen steckenden konstruktivistischen Schule der Theorie der internationalen Beziehungen. Die bisherigen Untersuchungen betonen die Wichtigkeit von Normen und Werten, die auch für diese Untersuchung bedeutsam sind; das Neuartige an dieser Untersuchung besteht nun darin, dass auf eine noch tiefere Ebene, nämlich die der Konstruktion von raum-zeitlich verfassten Weltbildern und Welterfahrungen zurückgegangen wird, innerhalb derer nicht nur Werte hervorgebracht, sondern darüber hinaus die für diese Arbeit entscheidenden Selbst-, Fremd- und Feindbilder erfunden werden. Somit soll diese Dissertation einen Beitrag dazu leisten, diese noch junge Theorieschule in ihrer Erklärungskraft zu stärken. Die vorliegende Arbeit zeichnet sich durch einen klaren Sprachstil aus und richtet sich sowohl an Fachleute, als auch an eine breite Öffentlichkeit.