Amazonen
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Der Amazonenmythos vermochte bereits in der Antike für Aufsehen zu sorgen und fand dadurch einen bemerkenswerten Eingang in Werke alter griechischer und römischer Schriftsteller. Die frühchristliche Literatur hatte neben der Aufarbeitung der Amazonensage insbesondere daran Interesse, die kriegerischen Frauen als etwas Widernatürliches anzuprangern und diese zum Ziel für ihre moralische Polemik zu erwählen. Der mittelalterliche Roman nahm sich die antike Dichtung zum Vorbild und ergänzte diese mit zeitgemäßen Tugenden wie Liebe (minne) und Streit (strit). Giovanni Boccaccio oder Christine de Pizan waren hingegen vermehrt darum bemüht, das Frauenvolk und alle mit ihm assoziierten Taten einer Heroisierung zu unterziehen und die Amazonen gewissermaßen mit einem Idealbild der Frau gleichzusetzen. In der Neuzeit ging man vermehrt davon ab, den Amazonenmythos in seiner überlieferten Form nachzuerzählen; Dichter wie Heinrich von Kleist strebten vielmehr danach, die Geschichte und insbesondere ihren Ausgang einer Verkehrung zu unterziehen, und griffen damit bereits punktuell im Altertum entstandene Tendenzen auf. Gegenwärtig erlebt der Amazonenmythos in zweierlei Hinsicht eine Renaissance: Zum einen unternimmt die Archäologie den ambitionierten Versuch, den endgültigen Nachweis für die ehemalige Existenz der Frauen zu erbringen; zum anderen hat die Amazone, repräsentiert durch die junge kampftechnisch ausgebildete Frau, Eingang in manche Gesellschaften des Schwarzmeerraumes gefunden.