Ökonomische Bildung
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Der Entwicklungsroman, der den fiktiven Bildungsweg eines jungen Mannes schildert, etablierte sich als Paradegattung der deutschen Literatur in derselben Zeitspanne, in der sich auch die moderne bürgerlich-kapitalistische Wirtschaftsform durchsetzte. Ökonomische Einflüsse spielen daher eine zentrale Rolle für die literarisch entworfenen Entwicklungsgänge, deren Gelingen in hohem Maße an die Bewährung der Protagonisten auf dem Feld der Wirtschaft geknüpft ist. Eine systematische Untersuchung dieses Themenkomplexes fehlte bislang in der Forschung. Die vorliegende Studie, die acht ausgewählte Romane von Goethe und Immermann über Gotthelf, Freytag, Keller und Spielhagen bis hin zu Heinrich und Thomas Mann untersucht, rekonstruiert unter Rückgriff auf die Zivilisationstheorie von Norbert Elias die zunehmende Bedeutung ökonomischer Verhältnisse und Zwänge für die Prägung der individuellen Persönlichkeit. Als ein wiederkehrendes Deutungsschema erweist sich dabei die Konfrontation positiver und negativer wirtschaftlicher Verhaltensmuster, die an spezifische Stände bzw. Klassen gebunden sind. Während manche Romane der neuen bürgerlichen Wirklichkeit affirmativ gegenüberstehen, reagieren andere bereits mit Skepsis und Kritik auf die zunehmende Ökonomisierung der modernen Lebenswelt.