Pädiatrische Arzt-Patienten-Beziehung bei Fabricius Hildanus
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Seit den Studien von Philippe Ariès zur Geschichte der Kindheit steht die These im Raum, dass bis weit in die frühe Neuzeit die Kindheit nicht als etwas Eigenständiges gesehen und Kinder gleichsam wie kleine Erwachsene behandelt wurden. Dies muss aus medizinhistorischer Perspektive zweifelhaft erscheinen, denn das seit der Antike bis ins 18. Jahrhundert vorherrschende Konzept der Humoralpathologie geht unter anderem von unterschiedlichen körperlichen Konstitutionen gerade auch im Zuge der körperlichen Entwicklung durch verschiedene Lebensalter aus. Diese Thesen werden in der vorliegenden zur Veröffentlichung redigierten Dissertation von Franziska Hedding anhand der zahlreichen vom Wundarzt Fabricius Hildanus (1560-1634) veröffentlichten eigenen pädiatrischen Fallbeschreibungen geprüft. Zusätzlich wird erstmals dessen Ratgeber „Spiegel des menschlichen Lebens“ als medizinhistorische Quelle ausgewertet. Entgegen der von Ariès propagierten Grundtendenz lassen sich in den Veröffentlichungen Fabrys viele Hinweise finden, dass Kindern auf physischer, psychischer und gesellschaftlicher Ebene grundlegende Unterschiede zu Erwachsenen zugeschrieben wurden, die ein Arzt bei der Behandlung von Kindern berücksichtigen sollte.