Blickfänger
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1977 malt Gerhard Richter seine Tochter nach einem Foto. Auf dem dunkel gerahmten Bild ist ein Mädchenkopf auf eine Fläche, eine Art Brett gelegt; der Lichteinfall aus rückwärtiger Höhe lässt den Kopf einen Schatten daraufwerfen. Im Vordergrund und im rechten Hintergrund kann man den Verlauf der Brett- oder Tischkante sehen, welche beide Male im spitzen Winkel zum Bildrand verläuft. So erscheint der Kopf in einer zweifachen Rahmung und ›rutscht‹ auf die Betrachtenden zu. Aus dem Bild kommt uns ein Blick entgegen. Blick heißt nicht, dass da jemand zu sehen ist, der sieht. Gemeint ist nicht, dass hier sehende Augen zu sehen sind, nicht einmal Augen müssten zu sehen sein. Insa Härtel und Karl-Josef Pazzini nehmen das Bild Betty so, als sei es ein Forschungsergebnis in Form von Kunst, die in einer Wissenschaft nicht in gleicher Weise zur Verfügung steht. Die künstlerische Forschung begreifen die Autoren als Resultat eines relationalen Prozesses zwischen: Gerhard Richter, Babette Richter und dem (kulturell-medial) Bildhaften, der sich auch auf die Betrachtenden vererbt. Wir befassen uns also quasi mit den Auswirkungen und Voraussetzungen dieser Forschung, greifen den Forschungsprozess auf und übersetzen ihn. Ein Stimmungs-Atlas zu: Scharf stellen, Situierung, Abstraktion, Figuration, Abwehrbewegungen, Gewalt, Verständigung, Übersetzungen, Terror, Subjektivierungen, Opfer, Gefangennahmen, Analogien, Unterbrechung, dem Rot der Lippen, Kind-Frau-Status, unschuldiger Kindheit, Jungen-Mädchen, Resonanzen, Verwirbelung und aufgestörten Phantasmen.