Die Akte »Bruno Wille«
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Bruno Wille gehörte zu den zentralen Figuren jener Vorstadtboheme, die sich zu Beginn der 1890er Jahre in Friedrichshagen zusammenfand. Als er in den noch sehr ländlich geprägten Ort übersiedelte, war der 30-jährige Doktor der Philosophie bereits eine Persönlichkeit des Berliner Kulturlebens. Er hatte sich als Redner in Versammlungen gewerkschaftlicher Vereine einen Namen gemacht, war Sprecher der Freireligiösen Gemeinde und engagierte sich für die Bildung und den sozialen Kampf der Arbeiter. Wegen seiner soziologischen Vorträge war Bruno Wille 1888 ins Visier der Politischen Polizei Preußens geraten; er blieb bis ins Jahr 1909 unter Beobachtung des Königlichen Polizei-Präsidiums zu Berlin. Bruno Wille war Mitgründer der Freien Volksbühne und stand mit vielen freien Geistern seiner Zeit in regem intellektuellen Austausch, mit Naturalisten, unabhängigen Sozialisten und Anarchisten – alle fanden gerade in Bruno Wille einen freundlichen und verständnisvollen Gesprächspartner. Dass Bruno Wille ein streitbares Zoon politicon war und auch austeilen konnte, zeigte sich in den Auseinandersetzungen mit der SPD und staatlichen Behörden. Davon wird in seiner Polizeiakte ausführlich berichtet, auch von seinen Prozessen und Gefängnisaufenthalten. So reflektiert Willes Akte bei der Politischen Polizei den wohl den wichtigsten Abschnitt seines Lebens. Der vorliegende Band beleuchtet zuerst den Werdegang Willes bis 1888, dann wird ausführlich auf die Zeit eingegangen, in denen er unter Beobachtung des Königlichen Polizei-Präsidiums stand. Nach einer Zusammenfassung der Jahre von 1909 bis zu seinem Tode folgen Transkriptionen und Faksimiles von Aktenblättern, die es dem Leser ermöglichen, nahezu das gesamte von den Behörden zusammengetragende Material über Bruno Wille zu studieren.