Evaluation der pädiatrisch-psychosomatischen Komplextherapie
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In den vergangenen Jahren stiegen in deutschen Kinderkliniken und Kinderarztpraxen die Patientenzahlen psychosomatisch, teilweise auch chronisch erkrankter Kinder und Jugendlicher stetig an. Trotz steigender Patientenzahlen zeigt sich der Bereich der pädiatrischen Psychosomatik in deutschen Kliniken weiterhin unterrepräsentiert. Erste stationäre Therapiekonzepte wurden durch die innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) entstandenen Arbeitsgruppe für pädiatrische Psychosomatik (AGPPS) erarbeitet. Ein solches Therapiekonzept wurde innerhalb der Allgemeinpädiatrie am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin der Universitätsklinik Gießen etabliert. Grundlage des Konzeptes ist außerdem ein psychoanalytischer Familientherapieansatz. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Evaluation dieser multiprofessionellen Komplextherapie. Dabei wurden 45 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren vor und nach der vier- bis sechswöchigen Therapie in die Studie einbezogen. Die Evaluation erfolgte durch die bereits erprobten Fragebogenbatterien „Allgemeiner Familienfragebogen“, „Youth Self-Report“, „Toronto Alexithymie Skala“ und „Junior Temperament und Charakter Inventar“. Außerdem wurden in einem neu entwickelten Fragebogen die verschiedenen Therapieangebote evaluiert. Dabei zeigten sich im Vergleich zur Normalbevölkerung bei den untersuchten Patienten signifikant erhöhte Alexithymiewerte und signifikant hohe Werte im Bereich körperlicher Beschwerden und konfliktbelasteter Familienstrukturen. Die Persönlichkeitsmerkmale der untersuchten Patienten schienen sich nicht signifikant von denen der Normalbevölkerung zu unterscheiden. Nach der abgeschlossenen Therapie zeigten sich die Werte der körperlichen Beschwerden signifikant rückläufig und belegten daher einen ersten Erfolg des Therapiekonzeptes. Die Untersuchungen deuteten darüber hinaus an, dass verschiedene Störungsbilder aus dem psychosomatischen Bereich individuell von dem multiprofessionellen Therapieangebot profitieren können. Die Ergebnisse dieser Arbeit sprechen für die Notwendigkeit der weitergehenden Etablierung pädiatrischer Psychosomatik in zukünftige Forschung, Lehre und Praxis.