Individuenzentrierte Zugänge zur Sprachvariation
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Unser Alltag ist geprägt durch Sprache. Menschen führen an einem Tag unterschiedlichste Gespräche; im Beruf, in der Familie, unter Freunden. Sie sind dabei u. a. beeinflusst durch ihre sprachliche Sozialisation, ihre Erfahrungen, ihre Situationseinschätzung und durch ihre persönlichen Abstimmungen mit für sie aktuell relevanten kommunikativen Zielen bei Berücksichtigung des Gesprächsgegenübers. Einer Interaktionssituation sind sie dabei keineswegs passiv ausgeliefert; sie gestalten den Gesprächsverlauf nicht nur inhaltlich, sondern auch mithilfe ihrer bewusst oder unbewusst gewählten Sprachform aktiv mit. Doch wie setzt ein Sprecher seine sprachlichen Möglichkeiten in der aktuellen Kommunikationssituation ganz konkret ein? Diese Dissertation betrachtet den sprachlichen Ertrag dreier exemplarischer Sprecher aus Hessen an einem zufällig gewählten Tag. Dabei werden nicht nur die Möglichkeiten der Handhabung eines größeren Datenkorpus diskutiert und auf Herausforderungen aufmerksam gemacht. Es werden auch exemplarische, korpusspezifische Auswertungsmöglichkeiten vorgestellt und hinterfragt. Die Autorin zeichnet u. a. anhand einer Gesprächsauswahl nach, wie der Gebrauch von Standard- und Substandardvarianten im aktuellen Gesprächsgeschehen von einem Sprachforscher zur interpretativen Rekonstruktion genutzt werden könnte, um als Hinweis auf einen möglichen funktionalen Einsatz der jeweiligen Variante gelesen werden zu können. Sprecher- bzw. kontextbezogene Präferenzen werden kontrastiv dargestellt. Gleichzeitig deuten die skizzierten Ergebnisse an, dass zur Beschreibung sprecherzentrierter Sprachvariation eine Analyseausweitung auf eine Ganztageserhebung und darüber hinaus, einen lohnenden Beitrag für weitere empirische Forschung darstellen könnte.