Die doppelten Perfektformen als periphrastische Verbkonstruktionen mit expressivem Partizip
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„Das habe ich Dir doch gesagt gehabt!“ So oder so ähnlich kommen doppelte Perfektformen jeden Tag in unserer Sprache vor. Erkennbar sind sie daran, dass das Hilfsverb am Ende des Satzes noch einmal als zusätzliches Partizip auftaucht (im Beispiel oben gehabt). Auch wenn diese Konstruktion auf den ersten Blick für viele Muttersprachler falsch klingen mag, ist sie im gesamten deutschen Sprachraum bereits etabliert. Die Monographie befasst sich mit diesem Phänomen. Mithilfe einer syntaktischen, einer semantischen und einer empirischem Analyse wird die spezielle Funktion dieser periphrastischen Verbkonstruktion untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die doppelten Perfektformen keine vorrangige Tempusfunktion besitzen, da sie sich nicht ausreichend von den einfachen Perfektformen unterscheiden. Stattdessen liegt der Fokus im semantisch-pragmatischen Bereich; die doppelten Perfektformen mit haben weisen das expressive Merkmal {Relevanz} auf, während die doppelten Perfektformen mit sein neben dem Merkmal {Relevanz} noch zusätzlich einen revidierten, also aufgehobenen Zustand markieren, das Merkmal {Zustand, rev.}. Mit dem Merkmal {Relevanz} kann der Sprecher wichtige Informationen für den Hörer hervorheben und verdeutlichen. Das Merkmal {Zustand, rev.} unterstützt diese Hervorhebung ebenfalls, betont aber zusätzlich, dass der besprochene Zustand nicht mehr vorhanden ist. Beide Formen dienen also dazu, die Absichten des Sprechers zu markieren. Sie unterstützen die Expressivität und die Subjektivierung der Sprecheraussagen. Bezogen auf das oben stehende Beispiel betont der Sprecher also für den Hörer, dass dieser die vorangegangene Information bereits zuvor erhalten hat. Mithilfe des doppelten Perfekts kann der Sprecher hervorheben, warum er ungehalten oder wütend ist – weil der Hörer nämlich nicht richtig zugehört hat. Ein großer Bestandteil der Monographie ist neben der theoretischen Analyse eine umfangreiche empirische Untersuchung von gesprochenen und geschriebenen Belegen sowie einer groß angelegten Sprecherbefragung; diese nehmen den tatsächlichen Gebrauch und die Wahrnehmung der doppelten Perfektformen in den Blick.