Stefan Zweig und der Europa-Gedanke
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Stefan Zweig wird weithin als unpolitischer Schriftsteller angesehen, der sich bewusst von Stellungnahmen zu tagespolitischen Fragen fernhielt. Gleichzeitig hält sich in der Forschung nach wie vor der 1939 durch Jules Romains geprägte Begriff des „großen Europäers Stefan Zweig“. Solche generalisierende Einordnungen haben sich für eine systematische Beschäftigung mit Zweigs Europa- und Pazifismusbegriff als hinderlich erwiesen, weil sie bisweilen zu einer unkritischen, auf Anekdoten basierenden Verklärung bzw. Verurteilung von Zweigs politischen Positionen beigetragen haben. Bei näherer Betrachtung können zahlreiche Hinweise darauf gefunden werden, dass Stefan Zweig das politische Zeitgeschehen nicht nur aufmerksam verfolgte, sondern den Wunsch nach europäischer Verständigung und der Überwindung nationalistischer Denkmuster auch zunehmend konsequent artikulierte. Die Spannungszustände, die sich aus dem Wunsch nach privater Zurückhaltung und gefühlter moralischer Verantwortung eines weltbekannten Schriftstellers ergeben, sind dabei stets präsent. Anhand von veröffentlichten wie unveröffentlichten Dokumenten und der Analyse ausgewählter literarischer Werke soll mit dieser Studie ein differenziertes Bild von der Genese und Entwicklung des Zweigschen Europabegriffs gezeichnet werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Korrespondenz mit und die Rezeption von prominenten zeitgenössischen Pazifisten und Europabefürwortern gerichtet.