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Carine Kraus – „Zwischenräume“ Eine weiche und oft geheimnisvolle Figuration kennzeichnet die letzthin entstandenen Bilder von Carine Kraus. Diese neuen Bilder, bei denen sich die Künstlerin immer mehr von einer deutlichen und offensichtlichen graphischen Linienführung entfernt, sind das Ergebnis eines langwierigen Arbeitsprozesses, bei welchem Schicht für Schicht menschliche Darstellungen in einer Materie definiert werden, welche der persönlichen und zeitgenössischen Gestaltung eines Sfumatos entspricht. Diese subtilen, diffusen Feinheit in den Zeichnungen der Konturen wird manchmal durch die Verwendung ihres Gegenteils, nämlich klar definierter Linien, noch betont. Diese Form der Malerei ist direkt mit einer Narration verbunden, die den Wert des Porträts und seiner Physi-ognomie erforscht. Die von Carine Kraus gemalten Gesichter sind oft verwischt und verschwinden manchmal in einer Simulation von Bewegung. Sie werden durch die Bildkomposition als solche eliminiert oder ansonsten durch ein simples Abwenden des Blickes und des ganzen Gesichtes vermieden. Diese Ambivalenz einer visuellen Welt rückt die menschliche Figur in den Fokus, aber zugleich beraubt sie diese ihrer Individualität und erzeugt dergestalt eine geheimnisvolle Atmo- sphäre. Giacomettis Palimpseste verwandelten den Zweifel in ein Hauptelement seiner Zeich-nungen und Malerei. Bei Bacon tauchen die dekonstruierten Gesichter einer anderen Zeit verstärkt in ihrem existenzialistischen Schrei wieder auf. Bei Carine Kraus ist das Zweifeln keine Voraussetzung, sondern ein flüchtiger Moment, ein physischer Ausdruck, ein Gefühl, das nicht festgelegt ist, sondern das in einem subtilen Bild-material zu schweben scheint. Diese narrative Sensibilität erscheint sofort in den feinen Nuancen und zart-verschwommenen Farbtönen ihrer Bilder. Die von Carine Kraus aufgenommenen Fotografien dienen ihr als Grundlage und Referenzmaterial für ihre künstlerische Arbeit. Ihre Technik geht über den fotografischen Realismus hinaus. Oft handelt es sich bei den dargestellten Figuren um Künstler bei ihrer Arbeit, so zum Beispiel um eine Malerin in ihrem Atelier oder um Tänzer bei einer Performace. Diese Figuren werden in anonyme Gestalten verwandelt, aus denen Carine Kraus Elemente herausfiltert, die von ihrer Zeit losgelöste Bilder erzeugen. Es ist schwer, diese Darstellungen festzulegen oder einer bestimmten Zeit zuzu-ordnen, denn es handelt sich nicht um Erinnerungen oder gar um ein Memento mori, sondern um eine Übertragung des Momentes, des Augenblicks. In gewissem Sinne malt Carine Kraus Augenblicke, um diese zu Ewigkeiten zu machen. Sie sucht ein sehr persönliches und tiefgründiges Zeitgefühl hervorzurufen, statt aus ihnen eine quan-tifizierbare Wissenschaft zu erzeugen. Das Wesentliche ihrer Arbeit besteht in der Reduzierung der Elemente der Bildkomposition und einer Sublimierung des Bildmaterials. Was wie ein einfacher flächiger Farbauftrag erscheint, erweist sich als Tiefschichtigkeit mehrerer feinen Lasuren, welche dem Betrachter das Eintauchen in einen Raum voller Variationen und Nuancen ermöglicht. Christian Mosar Übersetzung: Hilla Maria Heintz
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Carine Kraus, Zwischenräume, Carine Kraus
- Sprache
- Erscheinungsdatum
- 2017
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- Titel
- Carine Kraus, Zwischenräume
- Sprache
- Deutsch
- Autor*innen
- Carine Kraus
- Erscheinungsdatum
- 2017
- ISBN10
- 3945126398
- ISBN13
- 9783945126394
- Kategorie
- Kunst & Kultur
- Beschreibung
- Carine Kraus – „Zwischenräume“ Eine weiche und oft geheimnisvolle Figuration kennzeichnet die letzthin entstandenen Bilder von Carine Kraus. Diese neuen Bilder, bei denen sich die Künstlerin immer mehr von einer deutlichen und offensichtlichen graphischen Linienführung entfernt, sind das Ergebnis eines langwierigen Arbeitsprozesses, bei welchem Schicht für Schicht menschliche Darstellungen in einer Materie definiert werden, welche der persönlichen und zeitgenössischen Gestaltung eines Sfumatos entspricht. Diese subtilen, diffusen Feinheit in den Zeichnungen der Konturen wird manchmal durch die Verwendung ihres Gegenteils, nämlich klar definierter Linien, noch betont. Diese Form der Malerei ist direkt mit einer Narration verbunden, die den Wert des Porträts und seiner Physi-ognomie erforscht. Die von Carine Kraus gemalten Gesichter sind oft verwischt und verschwinden manchmal in einer Simulation von Bewegung. Sie werden durch die Bildkomposition als solche eliminiert oder ansonsten durch ein simples Abwenden des Blickes und des ganzen Gesichtes vermieden. Diese Ambivalenz einer visuellen Welt rückt die menschliche Figur in den Fokus, aber zugleich beraubt sie diese ihrer Individualität und erzeugt dergestalt eine geheimnisvolle Atmo- sphäre. Giacomettis Palimpseste verwandelten den Zweifel in ein Hauptelement seiner Zeich-nungen und Malerei. Bei Bacon tauchen die dekonstruierten Gesichter einer anderen Zeit verstärkt in ihrem existenzialistischen Schrei wieder auf. Bei Carine Kraus ist das Zweifeln keine Voraussetzung, sondern ein flüchtiger Moment, ein physischer Ausdruck, ein Gefühl, das nicht festgelegt ist, sondern das in einem subtilen Bild-material zu schweben scheint. Diese narrative Sensibilität erscheint sofort in den feinen Nuancen und zart-verschwommenen Farbtönen ihrer Bilder. Die von Carine Kraus aufgenommenen Fotografien dienen ihr als Grundlage und Referenzmaterial für ihre künstlerische Arbeit. Ihre Technik geht über den fotografischen Realismus hinaus. Oft handelt es sich bei den dargestellten Figuren um Künstler bei ihrer Arbeit, so zum Beispiel um eine Malerin in ihrem Atelier oder um Tänzer bei einer Performace. Diese Figuren werden in anonyme Gestalten verwandelt, aus denen Carine Kraus Elemente herausfiltert, die von ihrer Zeit losgelöste Bilder erzeugen. Es ist schwer, diese Darstellungen festzulegen oder einer bestimmten Zeit zuzu-ordnen, denn es handelt sich nicht um Erinnerungen oder gar um ein Memento mori, sondern um eine Übertragung des Momentes, des Augenblicks. In gewissem Sinne malt Carine Kraus Augenblicke, um diese zu Ewigkeiten zu machen. Sie sucht ein sehr persönliches und tiefgründiges Zeitgefühl hervorzurufen, statt aus ihnen eine quan-tifizierbare Wissenschaft zu erzeugen. Das Wesentliche ihrer Arbeit besteht in der Reduzierung der Elemente der Bildkomposition und einer Sublimierung des Bildmaterials. Was wie ein einfacher flächiger Farbauftrag erscheint, erweist sich als Tiefschichtigkeit mehrerer feinen Lasuren, welche dem Betrachter das Eintauchen in einen Raum voller Variationen und Nuancen ermöglicht. Christian Mosar Übersetzung: Hilla Maria Heintz