Noblesse & Raffinement
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Diese Publikation präsentiert 75 Schuhexponate des 17. und 18. Jahrhunderts aus der bedeutenden Schuhsammlung des Museums Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) mit Katalogtexten von Dr. Irmgard Sedler, einer ausgewiesenen Expertin für historisches Schuhwerk. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Vielfalt an Materialien, Schnitten, Verzierungen, die diesen Schuh zum Ausdruckträger höfischer Repräsentation und elitärem Geschmack werden ließen. Die Schuhe zeigen am Objekt den modischen Wandel vom statuarischen Männerschuh mit hochgezogener Ristlasche des 17. Jahrhunderts hin zum graziösen Damenpantoffel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und von dort zum zierlichen Escarpin in Napoleonischer Zeit. Vor dem Hintergrund endzeitlicher Lebenserfahrung, wie sie der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) in Deutschland und in der Folge die Pestzeiten den Menschen in ganz Europa deutlich vor Augen führten, bestimmte letztlich ein Lebensgefühl die Grundhaltung der adligen Gesellschaft, welches ganz auf das Diesseits mit seiner Lebenslust ausgerichtet war. Im Spannungsbogen von Vanitas-Gedanken und carpe diem-Gefühl – hier die bürgerlich-protestantische Frömmigkeit, dort (am Hofe) das unbändige Feiern des gegenwärtigen Augenblicks – fand der typisch barocke Lebensentwurf seinen Niederschlag. Lebensfreude im Überschwang, Sinnlichkeit und unbändiger Genuss, Übertreibung und Gefühlsübersteigerung, die das höfische Leben im Barock und Rokoko prägten, fanden einen augenscheinlichen Ausdruck unter anderem in den Kleidersitten und der Gestaltung zeitmodischer Gewänder. Zur Ergänzung der typisch barocken Kostümsilhouette in männlicher wie weiblicher Ausprägung gehörte der Stöckelschuh.