Johannes Berschneider - drüber und drunter
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… „Ich bekomme durch die Musik die Kraft, ein Bild zu bearbeiten. Ich habe vor mir eine weiße Fläche. Und da brauche ich die Energie, in meiner Freizeit, die ja sehr beschränkt ist, um etwas damit anzufangen. Wenn ich in Totenstille in meinem Atelier säße, würde ich einschlafen. Da trinke ich eine Halbe, und dann bin ich weg. Also höre ich halt eine Platte, die ich schon lange nicht mehr gehört habe, oder auch etwas Neues. Dann bin ich unter Strom wie andere vielleicht mit Red Bull“, erzählt Berschneider über die Geburtsstunden seiner mittlerweile rund tausend Bilder. Aber die Musik ist nicht nur Kunstdoping. Sie bestimmt auch den Ausdruck der Gemälde, die schon lange nicht mehr figürlich, sondern abstrakt sind. „Die Musik ist für mich das tragende Element“, sagt Berschneider. Sie inspiriert die Farbgebung, die Stimmung der Bilder, aber auch die Wildheit oder Ruhe, die sie zeigen. Zwar werden vorher thematische und farbliche Grundkonzeptionen und ein Kompositionsaufbau bestimmt und mit Kreide auf die Abdeckvliese und Leinwände skizziert, die Berschneider als Malgrund benützt, um sie später auf große Holzplatten zu leimen. Aber danach entwickelt sich das eigentliche Bild als Übersetzung einer musikalischen Atmosphäre in Kunst. Und zwar in durchaus athletischer Manier. … Aus: Einführung von Till Briegleb