Ethnonationalismus in Korea als alltagsreligiöse Kompensation der misslungenen Emanzipation
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Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht darin, das Zusammenspiel von gesellschaftlicher Modernisierung und der Ethnonationalisierung der kollektiven Subjektivität in Korea zu erläutern, den Entstehungsprozess des Ethnonationalismus nachzuvollziehen und seine gesellschaftliche Rolle als eine alltagsreligiöse Kompensation zu verdeutlichen. Wie wahrscheinlich auch andere Nationalismen lässt sich der koreanische Nationalismus mit den Annahmen der konventionellen Ideologieforschung nicht befriedigend erklären. Dies zeigt sich vor allem daran, dass er trotz der Systemverschiedenheit zwischen Nord- und Südkorea, und trotz der politischen Demokratisierung und der neoliberalen Restrukturierung Südkoreas in beiden Gesellschaften nach wie vor aktuell und höchst wirkmächtig ist. Mit dem Begriff des Ethnonationalismus als Alltagsreligion, die in der Gesellschaft als Ideologie wirkt, aber auch eine affektive, von Generation zu Generation weitergegebene Seite aufweist, versucht diese Arbeit, den koreanischen Nationalismus nicht als Folge irgendeiner asiatischen Kultur oder konfuzianischen Tradition, sondern als ein Produkt der ungewöhnlichen modernen Gesellschaftsgeschichte Koreas zu verstehen und nimmt hierfür den konkreten Modernisierungsprozess der koreanischen Halbinsel unter die Lupe.