"Musikverstehen" zwischen Hermeneutik und Posthermeneutik
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»Verstehen« ist im Umgang mit Musik sowohl in der Alltagssprache als auch in historischen, ästhetischen und pädagogischen Konzeptionen ein zentraler, zugleich aber ein problematischer Begriff. Nach einer einführenden Klärung und Systematisierung theoretischer Positionen zwischen einem »existenzialen« und einem »identifizierenden« Verstehensbegriff werden Konturen eines »posthermeneutischen« Begriffs von »Musikverstehen« skizziert, der auf »Alterität«, »Differenz« und »Prozessualität« setzt. Die Auseinandersetzung mit historisch und stilistisch sehr unterschiedlichen Beispielen konkretisiert die Frage nach einer »posthermeneutischen« musikalischen Analyse: In Klavierkonzerten John Cages, Klaviersonaten Ludwig v. Beethovens, Klavierliedern Robert Schumanns sowie aktuellen Kompositionen von Kanye West und Akufen erweist sich in je anderer Weise der Anspruch eines umfassenden Verstehens, insbesondere an formale Kohärenz und eine Kongruenz von Wort und Ton, als problematisch. Ein veränderter Begriff von »Musikverstehen« hat auch Konsequenzen für didaktische Zielsetzungen und pädagogische Inszenierungen, die die Dynamik von Interpretationsprozessen erfahrbar machen können und als »ästhetische Operationen« nicht auf ein diskursives Verstehen angewiesen sein müssen.