Geschichte und Literatur
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„Geschichte“ und „Literatur“ zählen zu den zentralen Konzepten, die im Zuge der „Modernisierung“ Japans seit dem späten 19. Jahrhundert neu gefasst wurden. Im Rahmen einer grundlegenden Umstrukturierung des Wissenssystems wurde „Geschichte“ bzw. Geschichtsschreibung, die im traditionellen Verständnis ein Genre von „Literatur“ (bungaku) bildete, von dieser abgekoppelt. Dieser Trennungsprozess und Paradigmenwandel wird diskursanalytisch, anhand einer Begriffsgeschichte von bungaku sowie der Einführung der Ästhetik, verhandelt und dient als Basis für die textanalytischen Untersuchungen zu zwei ikonischen Autoren der Moderne, die beide den „Ort der Literatur“ im Verhältnis zur Geschichte zu erfassen suchten. Indem die Studie die theoretischen Überlegungen von White und Ricœur zur „Nähe“ zwischen Geschichte und Literatur von einer alternativen Fragestellung aus auf die japanische Literatur anwendet, ordnet sie sie in einen universal gedachten Zusammenhang ein und leistet einen Beitrag zur Öffnung der noch weitgehend für transnational vergleichende Forschung verschlossenen intellektuellen Landschaft der japanischen Moderne. Kobayashi wie Ango zeigen sich als Intellektuelle des 20. Jahrhunderts, die Anspruch darauf erheben, als Denker ihrer Zeit ernstgenommen und im globalen Kontext rezipiert zu werden. „Literatur als Kritik an der Geschichte aufzufassen, bedeutet somit, über die widerspenstige Eigenschaft der Literatur im Kontext der Öffentlichkeit nachzudenken.“