Kind und Kreuz
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Das Buch stellt Kinder von Beginn an in die Mitte, lässt sie erklären, wie sie den Mann am Kreuz wahrnehmen. Die nächsten drei Kapitel zeichnen das Leben dieses Jesus bar Abbas anhand höchst anerkannter Quellen in erdnah humaner Weise nach, von Mutterleib bis Rebellenkreuz. Wie das Bild seiner qualvollen Hinrichtung zur obsessiven Ikone des Abendlands und in „automatisch vorbewusster Weise“ (Melvin Lerner) das Lerngerät zum Judenhass wurde, wird mit der Sensibilität von Psychologen wie Søren Kierkegaard, Jean Piaget, Helena Antipoff erörtert, visualisiert in 74 Bildern. Passionsdetails im christlichen Judenbild, ihre Reinszenierung in tausend Jahren „gerechter Strafung“, Rassismus als Inquisitionsprodukt, das Kreuz als Nerv der deutschen Leitkultur, der Komplex Kreuz und Zionismus sowie das kafkaeske Urteil von Straßburg sind weitere Stationen, bevor der Opferwahn selbst zur Analyse kommt in diesem „Kreuzeslamm“, dessen fixierter Körper das christliche Verhältnis zu Tieren stärker prägte als jener Nazarener, der in seiner letzten Aktion just Tieropfer im Tempel attackierte. Das Schlussexamen „Warum Johanna Jesus Kuchen gab und andere kinderleichte Fragen“ sensibilisiert noch einmal für die Dissonanz von Kind und Kreuz, und ganz d'accord mit dem, von wem es heißt: „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte ...“ „Kind und Kreuz“ ist somit vor allem: a) eine aufschlussreiche Studie zur Macht der Bilder und für den nötigen Respekt vor sensibler kindlicher Weltsicht; b) eine konsistente, therapeutische Erklärung des 2000jährigen antijüdischen Ressentiments durch Ernstnehmen derjenigen Menschen, die akademischer Antisemitismusforschung schlicht zu klein und kindlich sind, um sich mit ihnen zu befassen; c) ein Beitrag zum christlich-muslimisch-jüdischen Dialog durch Darlegung einerseits der Rolle des christlichen Symbols im europäischen Antisemitismus, der zum Zionismus und zum Staat Israel führte, und andrerseits des verbindenden Potentials jenes historischen Menschen, den Matthäus (27:16 f., im griechischen Originaltext) „Jesus bar Abbas“ nennt; d) eine humane Rehabilitation der nächsten Verwandten dieses Bar Abbas („Sohn des Vaters“), besonders seines Bruders Judas.