In Gottes Namen?
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In welche Familie ein Kind hineingeboren wird, ist purer Zufall – ein Zufall, der zu einem tragischen Schicksal werden kann. Wenn die betreffende Familie nämlich von einem Vater beherrscht wird, der sich seiner Frau und seinen 19 (!) Kindern gegenüber regelmäßig gewalttätig verhält, sadistische Neigungen auslebt und dies alles im Namen Gottes tut, während die Mutter zur Mittäterin wird, weil sie der eigenen Opferrolle nicht entkommen kann, wird es praktisch unmöglich, unbeschadet aufzuwachsen. Psychische Unterdrückung, verbale Erniedrigungen, physische Angriffe und Vernachlässigung in Bezug auf die Ernährung, die medizinische Versorgung und die Schulbildung standen an Stephan F. s Tagesordnung, als dieser ein kleiner Junge war. Seine Geschwister und er wohnten auf kleinstem Raum und unter untragbaren Bedingungen, was die sanitären Anlagen betrifft, durften keinen Kontakt zur Außenwelt haben, kannten Schule weitgehend nur in der Form des Heimunterrichts, hatten stets zu wenig zu essen und fühlten sich in einem Wien und Niederösterreich der 70er- und 80er-Jahre mit alldem alleingelassen. Wie Stephan F. es schließlich als junger Mann geschafft hat, dieser Familienhölle zu entkommen, was ihm geholfen hat, trotz der dramatischen Erfahrungen, die seinen Alltag ausgemacht haben, niemals aufzugeben und um ein lebenswertes Dasein zu kämpfen, erzählt er „In Gottes Namen“. In seiner Biografie beleuchtet er auf äußerst intime Weise den Tatbestand „Autoritätsmissbrauch“, berichtet von einer schiefen Optik seines Familienlebens nach außen und der scheinbaren Legitimität, mit der es seinem tyrannischen Vater möglich war, jahrelang dafür zu sorgen, dass seine Nachkommen von der Welt abgeschnitten in schier unvorstellbaren Verhältnissen aufwachsen mussten. Er hinterfragt ferner, ob die Wertigkeit von Kindern aus der Sicht verschiedener Institutionen bestimmt werden sollte und sieht sich als Eisbrecher für ein nach wie vor weitgehend tabuisiertes Thema in unserer Gesellschaft, das uns letztlich alle angeht.