Kulturelle Figurationen der Obsoleszenz
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Wissenschaftliche Erkenntnisse, technische Artefakte, Dinge und Medien, aber auch Orte, Gebäude und Infrastrukturen, haben Biografien, Halbwertszeiten und Lebenszyklen. Früher oder später werden sie falsifiziert, nutzen sich ab, kommen aus der Mode oder verlieren ihre konkrete Funktion. Das Veralten von materiellen und geistigen Werten scheint ein zentrales Merkmal der Moderne zu sein: In ihrer permanenten Selbsterneuerung wird immer wieder Bekanntes aussortiert. Doch was geschieht mit diesem Fundus an abgelegten Dingen und überholtem Wissen? Welche Kulturen bildet das Obsolete aus, auf welchen Wegen wird es aufgewertet zu einer kulturellen Figuration des Besonderen? Der Sammelband fragt nach dem Stellenwert von Obsoleszenz als Element kultureller Praktiken sowie als epistemischer Bedingung in materialbasierten Wissenskulturen. Die Beiträge des Bandes thematisieren u. a. das geplante Nutzungsende von Gebrauchsdingen in nicht-westlichen Kulturen, Modelle und Praktiken der Medien- und Technikgeschichte, die Entstehung der anthropologischen Denkfigur der Obsoleszenz des Menschen und literarische Bearbeitungen obsoleter Zukünfte. Dabei wird das gemeinsame Ziel verfolgt, dem linearen Fortschrittsnarrativ der Moderne die komplexere temporale Logik der Obsoleszenz zur Seite zu stellen.