Schwule Emanzipation und ihre Konflikte
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Ab 1971 gründeten sich in zahlreichen westdeutschen Städten schwule Aktionsgruppen. Sie traten mit dem erklärten Ziel an, die heterosexuelle Ordnung als Wahnsinn zu entlarven, und stellten ihr die Zukunft einer Utopie gegenüber, in der alle ohne Angst verschieden sein können. Diese neue Schwulenbewegung war historisch und im internationalen Vergleich besonders; zugleich war ihre Besonderheit durchdrungen von der Zeit, in der sie sich organisierte. So universell die schwule Emanzipation sein sollte, die es zu erkämpfen galt, so umstritten war damals die Frage, welcher der richtige Weg der Umsetzung sein würde. Die Voraussetzung im Konzept von „Utopie“ wurde bald selbst zum Streitpunkt. In dieser wegweisenden wissenschaftlichen Arbeit untersucht Patrick Henze die Entstehungsgeschichte sowie die Konflikte in der westdeutschen Schwulenbewegung der 1970er Jahre – von Westberlin über Göttingen bis nach Würzburg. Mit zahlreichen Interviews und umfangreichem Archivmaterial mehrerer Aktionsgruppen geht er deren Organisierung nach, hebt dabei die Abspaltungen und Streitigkeiten hervor und gibt nicht zuletzt den historischen Erzählungen sowie den kollektiven Geschichten der Schwulenbewegung eine neue Form.